Ein Herz für die Niederlande – Lizenz: CC 3.0 by Jlechuga86

Eurovision Song Contest! Jedes Jahr im Mai treffen sich Musikantinnen und Musikanten aus dem ganzen Kontinent und messen sich im Streit des Liedes um die Gunst des Publikums. Das ist doch der europäische Gedanke in seiner besten Art und Weise. Gemeinsam feiern, die Besonderheiten der europäischen Länder präsentieren und sich dabei als eine große Gemeinschaft fühlen. Mit Liveschaltung nach China. Selbst Australien ist seit 2015 zu Gast, einmal auch Marokko (1980), und das diesjährige Gastgeberland Israel gehört seit 1973 fest dazu. Ein fröhliches Miteinander von Lissabon bis Baku, von Reykjavik bis Tel Aviv.

Ein Mal im Jahr Schlagerfan

Ich freue mich drauf. Einmal im Jahr bin ich auch bereit, schön schnulzige Musik zu genießen. Oder eher den Rahmen mit viel Pomp und den kleinen Geschichten aus den entlegendsten Winkeln unseres Kontinents. Früher (1966-1972 und 1977 – 1998) war der Eurovision Song Contest zudem eine Chance, Lieder auf Niederländisch, Isländisch oder Serbokroatisch zu hören. Also für mich von 1977 – 1998. Heute taucht immer mal ein Lied in Originalsprache auf, aber Englisch hat sich leider bei fast allen Beiträgen durchgesetzt.

Nationale Unterschiede sind vor allem in der Art der Präsentation zu erkennen. Russisch-bombastisch, balkanpopbunt, oder auch Geheule und Gejauchze, mitunter zum Hände-vors-Gesicht-Halten. Ja und dann sind da immer zwei, manchmal drei, besondere Lieder. Da stimmt es einfach, eine feine zarte oder eine klare durchdringende Stimme, gepaart mit einer schönen Melodie, einem stimmigen Arrangement und einem Zauber im Vortrag. Das wird mein Favorit, wie z.B. 2014 der niederländische Beitrag von den Common Linnets, „The Calm after the Storm“.

Wenn es zudem hymnisch ist, einen eingehenden Rhythmus hat oder ein besonders überzeugendes Element, einen markanten Hook, dann purzeln auch die Punkte, twelf points, zwölf Punkte, twaalf punten. Zwei Mal standen bisher deutsche Interpreten vorn, Nicole 1982 mit „Ein bisschen Frieden“ und 2010 Lenas ‚Sattelite‘.

Und wann kommt Nederland?

Doch wie schnitten die niederländischen Beiträge bisher ab? 2014 belegten die Common Linnets mit Country-Sängerin Ilse DeLange den zweiten Platz. Es gab auch einige niederländische Siegerinnen und Sieger, doch das liegt einige Jahre zurück.

Frühe Siege zwischen Schlager und Disco

Vor 1980 allerdings, da war für Deutschland ein dritter Platz das Höchste der Gefühle, stimmten die Jurorinnen und Juroren vier Mal für die Niederlande. 1975 erstmals nach dem 12-Punkte-Modus. Zwei Siege gelangen 1957 und 1959, gleich bei der zweiten und vierten Auflage des Grand Prix Eurovision de la Chanson, wie es seinerzeit noch hieß. 1957 überzeugte Corry Brokken mit einem klassischen Schlager „Net als toen“.

Zwei Jahre später sang Teddy Scholten eher kess-beschwingt „Een Beetje“. Mit diesem Lied hatte sie auch internationalen Erfolg.

Es dauerte zehn Jahre, bis 1969 Lenny Kuhr mit ihrem Chanson, „De Troubadour“ erneut das Siegerpodest besteigen konnte, allerdings punktgleich mit drei weiteren Beiträgen.

1975 war das Jahr nach ABBA, man traf sich genau wie 2016 in Stockholm. Der niederländische Beitrag „Ding-a-dong“ von Teach-In gewann, im besten 1970er Disco Sound.

Aber nicht nur die Siegertitel waren Hits: Meine 10 liebsten niederländischen Lieder der Eurovisionsgeschichte habe ich einmal zusammengestellt.

2019 – gute Chancen für Duncan Laurence!

Und 2019? Für die Niederlande tritt Duncan Laurence an, mit dem Titel ‚Arcade‘. Der 25-jährige Sänger aus Spijkenisse in Südholland wurde bei ‚The Voice of Holland‘ landesweit bekannt und fährt mit einem melancholischen Liebeslied („Loving you is a loosing game …“) in diesem Jahr nach Tel Aviv.

Am Donnerstag muss er zunächst ins Halbfinale, doch bei den Buchmachern ist er fast schon gesetzt. Die sehen ihn als Favoriten: Er hat von allen Beiträgen die höchste Wahrscheinlichkeit auf den Titel, immerhin 22 %, wie die Kölnische Rundschau berichtet. Mal sehen, wo unsere S!sters landen, die einschlägigen Wettbüros trauen dem deutschen Duo nicht so viel zu. Ihr Lied ‚Sister‘ liegt auf Platz 27 der aussichtsreichsten Beiträge.

Vielleicht jubelt man ja diesseits oder jenseits der Grenze über überraschende twelf point, douze points, zwölf Punkte.