De Slufter
Blick vom Deich: die Nordsee, davor die Salzwiesen von De Slufter

Ein langer, gerader Deich

Da gibt es dieses ganz lange, gerade Stück, auf dem Radweg von De Koog zum Leuchtturm. Die Strecke sind wir oft gefahren. Sie verläuft durch die Heidelandschaft der Dünen, folgt geschwungenen Pfaden, überquert im Weg eingelassene Gitter, die die frei laufenden Schafe mit ihren Hufen nicht überqueren können. Es duftet immer nach Gras, nach Nadelholz und salziger Seeluft. Und dann ist da eben dieses lange Stück, das gerade am Deich entlang verläuft, der das Naturgebiet De Slufter umschließt. Der Blick nach rechts geht über weite Wiesen, den Polder Eierland. Auch der Inselflughafen ist zu sehen. Propellerflugzeuge starten im Viertelstunden-Takt, schrauben sich nach oben und entlassen in der Höhe kleine Punkte, die zu Fallschirmen werden.

Und dann ist da, in Höhe der Gaststätte, diese Treppe. Sie führt hinauf auf den Deich. Wenn wir dort entlang radelten, wollte ich immer einmal diese Treppe hinauf laufen und von oben die andere Seite des Deiches sehen. In der Ferne die Nordsee, weite Flächen mit Grünland, Sand und Prielen.

In meiner Kindheit waren wir oft dort, auf der Nordseeinsel Texel. Wir wohnten meist in De Koog, einige Male auch in einem der beiden Bungalowparks, die genau an diesem geraden Abschnitt des Weges liegen. Das Naturgebiet dahinter interessierte mich als Kind kaum. Das Meer, und damit der Strand, war zu weit weg. Mir reichte der Blick in die Ferne, dann war der Weg zum Leuchtturm spannender oder ein Snack in der Gaststätte an der Treppe.

Faszinierende Natur im Naturgebiet De Slufter

Dabei ist das Naturgebiet De Slufter ein ganz besonderes Stück Land. Es entstand nach mehrmaligem Durchbruch der Nordsee durch den Dünengürtel. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde beschlossen, es nicht nochmals einzudeichen und ein Naturgebiet entstehen zu lassen. So wird ein Areal von der Größe von vielleicht drei Quadratkilometern mehrmals im Jahr vom Meerwasser überschwemmt. Dadurch entsteht eine Salzwiesenlandschaft, auch Schorre genannt. Hier siedeln sich Pflanzen an, die Strategien entwickelt haben, das salzige Wasser zu nutzen.

In diesem Jahr besuchte ich Texel, nach einer Pause von mehreren Jahren. Ich nahm auch an einer Exkursion durch das Naturgebiet De Slufter teil. Dabei lernte ich Strandflieder, Strandastern, Kweller und Milchkraut kennen. Einige Pflanzen durfte ich sogar kosten. Sie schmeckten wie knuspriges, leicht salziges Gras. Bestimmte Sorten retteten sogar schiffbrüchige Polarexpeditionen, da sie äußerst reich an Vitamin C sind.

Damals war diese Landschaft für mich langweilig, uninteressant und unspektakulär im Vergleich zum Strand. Durch die Begegnung mit den an die Salzwiesen angepassten Pflanzenarten, ist es zu einem faszinierenden Biotop geworden.

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