NEE oder JA – Was die Aufkleber an niederländischen Briefkästen verraten

Beim Spaziergang durch niederländische Städte fällt es schnell auf: auf beinahe allen Postkästen kleben die kleinen Aufkleber, die in grüner und orangefarbener Schrift JA und NEE anzeigen. Jeweils zwei Angaben, meistens NEE und NEE, manchmal auch NEE und JA. Unten drunter steht Text, ganz sicher eine Erklärung, doch was bedeutet es?
Im Prinzip ist es naheliegend und auch wer der niederländischen Sprache nicht unbedingt mächtig ist, wird erraten, was reclamedrukwerk bedeutet. Das steht nämlich auf den Aufklebern drauf:
NEE – Géén ongeadresseerd reclamedrukwerk
JA – Wél Huis an Huis bladen
Lösen wir es auf. Die Botschaft auf dem NEE-JA-Aufkleber bedeutet:
„NEIN: Keine unadressierten Reklamedrucksachen – JA: Doch Haus-an-Haus-Zeitungen“.
Bei NEE-NEE wird beides abgelehnt.
Einfaches Prinzip: die Aufkleber gibt es bei der Gemeinde
Haus-an-Haus-Zeitungen sind, ähnlich wie Deutschland, regelmäßig erscheinende, kostenlose Zeitungen, die gratis an alle Haushalte verteilt werden. An alle Haushalte, die keinen Aufkleber oder einen NEE-JA-Aufkleber am Briefkasten haben. Dadurch, dass es in den Niederlanden aber weniger lokale Zeitungen gibt, als in Deutschland, sind diese für die Berichterstattung über den Wohnort oftmals sehr beliebt und werden gern gelesen. Ich weiß nicht, ob auch sie mit einer guten Stückzahl an eingelegten Reklameprospekten ausgeliefert werden, die oftmals mehr wiegen, als die Zeitung selbst. Und beliebt sind sie natürlich nur bei Haushalten, die die Variante NEE-NEE nicht kleben.
In den Niederlanden tragen deutlich mehr als die Hälfte der Briefkästen einen dieser Aufkleber. Ich denke, weil sie in dieser standardisierten Form bei allen Gemeinden erhältlich sind. Schnell verfügbar, also auch schnell angebracht. JA-JA-Aufkleber gibt es nicht, wer alles bekommen möchte, klebt erst gar nicht. Allerdings beginnen die ersten Gemeinden die Beweislast umzudrehen. Wer nicht klebt, erlaubt damit nicht automatisch das Einwerfen von Werbung. Der NEE-NEE-Fall wird dort zum Standard und wer alles bekommen möchte, muss dort in Zukunft doch JA-JA kleben.
In Deutschland sieht man verschiedenste Aufkleber, die es verbieten, Werbung einzuwerfen. Allerdings wird zwischen unpersönlicher Werbepost und Anzeigenblättern bei uns kaum differenziert.
Ich war ehrlich gesagt bisher zu träge, mir einen Aufkleber zu besorgen und diesen auch anzubringen. So entsorge ich regelmäßig ganze Stapel von Prospekten im Altpapier, die in Folie eingeschweißt in meinem Briefkasten landen. Und zusätzlich die Werbeprospekte, die der kostenlosen Zeitung beiliegen. In die ich auch sehr selten schaue. Ach, ich bräuchte wohl einfach mal einen Aufkleber am Briefkasten, der sagt: Nö, will ich nicht!
Also ein wunderbares Prinzip, dass es die Aufkleber Gemeinde gibt. Dort kann ich sie direkt bei der Anmeldung mitnehmen oder mir im Rathaus abholen. Und direkt fix an den Briefkasten abringen. Zack, spart Zeit und Papiermüll.
Welcher Typ bin ich?
Ich wäre wohl auch ein NEE-JA-Typ. Denn neulich sah ich eine ältere Frau, die mit einem großen Kinderwagen unterwegs war und mittwochs oder samstags den Kurier, den Express, den Blitz oder den Anzeiger vorbeibringt. Und damit sie ihre Runde weiterhin machen kann und so ihre Rente etwas aufbessern, entsorge ich auch zwei Mal in der Woche die eingelegten Prospekte. Und schaue hin und wieder ins Wochenblatt, für das gute Gewissen.
Vielleicht gibt es ja für mich eine Dreier-Variante:
Nein: Keine unadressierte Werbung
Ja: Bitte doch die Wochenblätter
Nein: Aber die Prospekte darin bitte nicht
Ich habe sogar schon überlegt, ob ich mir beim nächsten Besuch in den Niederlanden einen NEE-JA-Aufkleber mitbringen und ihn einfach an meinem Briefkasten anbringe. Das würde anfänglich wohl Verwirrung stiften, aber ich vermute, irgendwann würde es funktionieren. Ich überlege noch.
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