Wochenendausflug: Den Haag, Scheveningen, Kijkduin

Ausflug nach Den Haag: Stadtbummel, Kultur und Meer. Ein Wochenende in der niederländischen Regierungsstadt mit Nordsee-Anschluss.
Erstmal eine Nase voll Luft einholen, den salzig-würzigen Duft. Den Sand unter den Füßen spüren, bei jedem Schritt, auch wenn es zu kalt ist, barfuß zu gehen. Den Blick schweifen lassen. Weite genießen, bis dort hinten, wo am Horizont das Wasser und der Himmel sich im trüben Dunst verlieren. Heute rauschen die Wellen kaum, schwappen leicht an die Uferlinie, es ist beinahe windstill. So kann die Wintersonne einige Kraft entfalten und das Gesicht wärmen. Und das Herz. Den Winter abschütteln. Nicht zuletzt deshalb war es überfällig: zu lange graue Tage liegen hinter mir, trübten die Sinne und das Gemüt: Zeit für Meer.

Die klassischen Ziele, und mir vertrauter, wären Egmont oder Noordwijk, doch ich wollte gerne etwas Neues entdecken. Also Scheveningen, das konnte ich mit einem Stadtbummel durch Den Haag verbinden. Vor vielen Jahren bin ich einmal auf einer Nordseeradtour durch Scheveningen gekommen, doch die Erinnerung ist recht blass.
Zudem soll es ja gut dafür sein, die niederländische Aussprache zu üben.
Drei Stunden Fahrt, Mittags an der Promenade
Vom östlichen Ruhrgebiet fahre ich gut drei Stunden bis an die südholländische Küste. Um die Mittagszeit bin ich an der Strandpromenade. Ich bin nicht der einzige Flaneur. Promenade und Strand sind gut gefüllt. Das Riesenrad am Pier strahlt knallig weiß in der Sonne. Auf der Promenade stehen noch einige Eisskulpturen, die winterliche Kunstattraktion, und bilden alle paar Meter große Rinnsale auf dem Pflasterstein.

Die Cafés und Restaurants mit Blick auf die Nordsee sind gut gefüllt, die Gastronomie auf dem Pier ebenfalls. Ich meide sie jedoch, gehe Stattdessen ein Stück die Promenade auf und ab, doch bald schon zieht es mich ans Wasser. Von unten ergibt sich eine interessante Perspektive auf das Riesenrad und die farbigen Stelen, die die Seebrücke tragen. Die Gebäude an der Promenade, am prominentesten das Kurhaus, das ein Grand Hotel beherbergt, sind im grellen Gegenlicht der tiefstehenden Sonne nur schemenhaft auszumachen.

Skulpturen an der Promenade
Ein Stück weiter südwärts stolpere ich über seltsame Figuren an der Promenade. Es sind übergroße menschliche Figuren, auch Tiere, Motive aus Märchen des Bildhauers Tom Otterness, insgesamt 23 Skulpturen. Sie befinden sich direkt vor dem Skulpturenmuseum Beelden aan Zee. Auf den ersten Blick wirken sie lustig, doch bei genauerem Hinsehen haben Sie auch etwas gruseliges. Kritik am Verhältnis der Menschen zu Tier und Natur?

Ich gehe bis zur Keizerstraat, der kleinen Einkaufsstraße in der Altstadt von Scheveningen. Hier gibt es einige Geschäfte und Café. Da es inzwischen kühl geworden ist, nutze ich die Gelegenheit um mich aufzuwärmen. Eine größere Einkaufsstraße befindet sich etwas weiter landeinwärts.
Ein Ort weiter: Kijkduin
Sonntag: Nur wenige Kilometer von Scheveningen entfernt liegt der Ort Kijkduin. Er gehört ebenfalls zu Den Haag, ist aber etwas beschaulicher als Scheveningen. Dennoch ist er an diesem Wochenende für Ausflüge sehr beliebt, am frühen Sonntagmittag bekomme ich keinen Parkplatz in Strandnähe. Halb Den Haag scheint den Weg hierher gefunden zu haben und nutzt das schöne Wetter für einen Sonntagsspaziergang am Strand und durch die Dünen. Mein erstes Ziel: die Aussichtsdüne. Im Norden ist Scheveningen gut zu erkennen, landeinwärts auch Skyline der Regierungsstadt. Die Promenade von Kijkduin ist klein und fein, einige Cafés und Restaurants liegen hier hübsch nebeneinander. Gemütlicher, als das Treiben in Scheveningen.

Ein Sandmotor zum Küstenschutz
Südlich von Kijkduin ist eine Halbinsel etwa einen Kilometer ins Meer hinein aufgeschüttet worden. Die Strömung trägt den Sand weiter an der Küste entlang und spült so verstärkenden Küstenschutz auf. Der sogenannte Sandmotor wurde 2011 angelegt und soll eine fortdauerndes Anspülen von Sand, wie es zuvor notwendig war, überflüssig machen.
Noch ein letzter Blick in die Ferne, dann heißt es tschüß Nordsee! Der mittägliche Besuch am Strand war etwas kürzer als am Tag zuvor, es steht noch Großstadt auf dem Programm.
Bummeln und Demokratie besichtigen: Regierungsstadt Den Haag
Aus dem Stadtbummel mit Besuch des Binnenhof, dem Gebäudekomplex, der einige Ministerien und das Parlament beherbergt wurde unerwartet noch eine kleine Shoppingrunde. Es scheint in der Regierungsstadt am Sonntag grundsätzlich alles geöffnet zu sein.

Offene Demokratie wagen: der Binnenhof
Ich schlenderte also zunächst etwas durch die Fußgängerzone und die umliegenden Nebenstraßen, später durch den Binnenhof. Für ein Parlamentsgebäude empfand ich es als sehr offen und zugänglich. Mitten durch einen großen Innenhof des Parlaments führt sogar ein Fahrradtunnel. Abgesehen von großen Pollern an den Durchfahrten waren kaum Sicherheitsvorkehrungen zu bemerken, auch keine patrouillierenden Wachleute. Danke für dieses Beispiel einer offenen Demokratie! Der Binnenhof ist umgeben von mächtigen Backsteingebäuden versehen mit hohen Türmen. Wären nicht auch immer die modernen Hochhäuser im Blickfeld, man käme sich beinahe vor, wie in Hogwarts.

Sehr reizvoll ist auch der Anblick des Binnenhof von der Seite des Hofvijver, des Parlamentsteiches außen vor. An der Brüstung entlang des Teiches präsentieren die niederländischen Provinzen ihre Flaggen, gegenüber ist der beliebteste Ort für Selfies, Wefies und klassische Gruppenfotos. International.

Filmzeitung und Apfelkuchen
Da die Sonne so langsam hinter den Giebeln verschwand wurde es kalt und mir war nach einem Kaffee. Den fand ich im Filmhuis, zusammen mit einem Stück appeltaart und der filmkrant. Genau: lekker!

Der Rückweg wurde multikulturell, durch ein großes Drachentor betrat ich die Chinatown von Den Haag. Über einer Seitenstraße, die mit roten Lampions geschmückt war, thronte das Minarett einer Moschee, so nah liegen hier Fern- und Mittelost beisammen.
Fazit
Es war ein reichhaltiges Wochenende, mein Ausflug nach Den Haag. Für ein erstes Reinschnuppern gerade richtig. Doch ich habe mir Pläne für einen zweiten Besuch offen gelassen: Escher im Paleis und Riesenradfahren über dem Meer.
Den Haag mit seiner Lage direkt an der Nordsee ist der ideale Anlaufpunkt für einen Ausflug ans Meer mit Großstadterlebnis. Natürlich ist ein Wochenende zu wenig, um beides intensiv zu erleben. Vor allem, wenn auch noch Kultur auf dem Programm steht. Nicht zu viel planen, lieber noch mal wiederkommen.
Besuchstipps und Sehenswürdigkeiten für Den Haag und Scheveningen:
Kunstmuseen:
Gemeentemuseum Den Haag. Große Sammlung moderner Kunst, unter anderem die weltgrößte Mondriaan-Sammlung.
Escher in het Paleis. Werke von M.C. Escher, der mit diesen trickreichen Grafiken, wo verschiedene Muster in einander übergehen.
Mauritshuis. Sammlung klassischer Niederländischer und flämischer Kunst, z.B. Das Mädchen mit den Perlenohrringen.
Beelden aan Zee. Skulpturensammlung und wechselnde Skulpturenausstellungen.
Touristische Attraktionen:
Madurodam. Alles in ganz klein.
Riesenrad Skyview De Pier. Das Riesenrad auf dem Meer.
The Hague Tower, Haagse toren. Aussicht aus der 42. Etage.
Das Casino ist vom Strand aus nicht zu sehen, auf Deinem Foto sieht man das Kurhaus 🙂
Hallo Markus, vielen Dank für den Hinweis, ich habe es korrigiert. 🙂