Wie ? Wer? Hoe?
Wie ? Wer? Hoe?

Eigentlich ist es ein Scherz, der in Deutschland gern über das Verhältnis zu unseren Nachbarn im Süden gemacht wird:

Was Deutschland und Österreich trennt,
ist die gemeinsame Sprache.

Man muss allerdings schon bis ins frühe Mittelalter zurückgehen, bis man noch von gemeinsamer Sprache bzw. gemeinsamen Sprachwurzeln der Niederländer und der Deutschen reden kann. Aus der Vielzahl der regionalen Dialekte haben sich (mindestens) zwei Sprachen entwickelt. Die gleichen Wurzeln sind natürlich nicht zu leugnen. Das zeigt unter anderem auch die englische Bezeichnung dutch, die auf die noch im 18. Jahrhundert gebräuchliche Bezeichnung für Niederländisch, Duuts oder Diets zurückgeht. Also doch sehr beinahe Deutsch.

Der Botschafter kauft ein und in vier Schritten durch drei Sprachen

Neben einer Vielzahl von ähnlichen oder gleichen Wörtern haben sich andere allerdings von der Bedeutung her auseinanderbewegt. So ist Radio gleich radio, auto gleich Auto und Hund gleich hond. Doch kann im Deutschen ein Winkel 90° messen, auch 67°, aber im Niederländischen kaufe ich dort Schuhe oder Brot. Ich gehe also in den winkel um boodschappen zu tun. Moment! Ich mache/erledige Botschaften in einem Geschäft? Hm. Und der diplomatische Vertreter aus Berlin in Den Haag? Ah, der ambassadeur in der ambassade! Wie? De ambassadeur! Nicht wie, sondern wer? Also der Botschafter. Der kauft sicherlich auch bei Albert Heijn oder HEMA. Oder er schickt jemanden dorthin, um seine Einkäufe und Botengänge zu erledigen. So könnte zumindest die Bezeichnung entstanden sein. Wer weiß? Wie weet?

Wer, wie, was

Diesen Bedeutungsunterschied hatten wir weiter oben schon, die aufmerksame Leserin mag es erkannt haben: wer (de) = wie (nl). Wie im Deutschen ist im Niederländischen hoe. Sprich hu, also wie im Englischen who, womit wir wieder zurück beim wer sind. Wer = wie, wie = hoe, hoe = who, who = wer. In vier Schritten durch drei Sprachen und zurück.

Eins meiner Lieblingsworte im Niederländischen, vielleicht hinter lekker, ist krokant. Lekker krokant. Lecker Krokant. Weiter westlich ist alles krokant, wenn es nur schön knusprig ist. Es sind nicht nur in Zucker geröstete Nussstückchen. Beides kommt indes vom französischen Wort croquant für Knuspergebäck. Aber wie nennt man denn im Niederländischen die feinen süßen Nusskrümel? Ich weiß es tatsächlich nicht.

Ein Geschäftsmann mit Sack und Pack

Ebenfalls mit dem täglichen Einkauf zu tun hat die Plastiktüte. Plastic tas oder plastic zak. Aha, also eher in die Tasche oder sogar den Sack kommt der Einkauf. Die Tüte stammt vom Niederdeutschen Wort Tute ab, für Horn, das Instrument. Es erinnert wohl an die trichterförmige Gestalt der Tüte. Aber selbst die eindeutig hornförmige dreieckige Pommestüte, die in den Niederlanden noch verbreitet ist,  heißt dort patatjeszak. Hier hat das Niederländische die Verballhornung des Musikinstruments zum Beutel nicht mit gemacht, sondern bleibt beim zak. Mit welchem Behältnis ein zak verwandt ist, ist nicht schwer zu erraten. Aber: Ein zakenman kommt nicht in einen Sack gehüllt daher, hier haben wir es mit einem Geschäftsmann zu tun. Dieser hat mit seinem Geschäft, oder seinem Winkel, in jedem Fall mit der seinen Sache zu tun. Vielleicht kommt er sogar im pak daher. Dann sind es nicht unzählbar viele seiner Art, im Pack zusammengerottet, sondern er trägt, geschäftlich angemessen und korrekt, einen Anzug.

Also mir rauscht jetzt der Kopf, mijn hoofd, mein Haupt. Ich hoffe auch Ihr, liebe Leserinnen und Leser, habt nicht zu viele Knoten in den Hirnwindungen und vor allem keine Hauptespein, geen hoofdpijn dus!