Tagesausflug: Festungsstadt Heusden

Ein klarer Tag im Februar. Die Sonne strahlt über die weiten Wiesen und spiegelt sich auf dem langsam westwärts fließenden Wasser der Bergsche Maas. Ein kalter Wind macht den Aufenthalt draußen schnell ungemütlich, es sind zwei Grad unter Null, gefühlt deutlich kälter. Schnell ein Foto von der Landschaft und den Pferden, die eng beieinander im Windschatten stehen. Doch sofort wieder ins Auto. Ich fahre auf der Allee entlang des Flusses, von Waalwijk kommend, nach Heusden. Eine langgezogene Allee auf einem Deich, der Blick überstreift weit in die Landschaft. Es war eine gute Wahl, diese Route zu nehmen und nicht die Schnellstraße, die Heusden mit der A59 von der Provinzhauptstadt Den Bosch oder offiziell ’s-Hertogenbosch, verbindet.

Ich fahre wohl sehr langsam und noch lieber wäre ich mit dem Fahrrad unterwegs, wäre es nicht so verdammt kalt. Und plötzlich taucht sie auf: die Festungsstadt Heusden mit ihren breiten Wassergräben, den mächtigen Stadttoren und dem Wall, wo einst ein festes Mauerwerk die Stadt gegen die Launen der Geschichte verteidigen sollte.
Ich parke außerhalb der Stadt und genieße zunächst den Anblick von jenseits des Wassergrabens. Die Silhouette von Heusden flimmert an diesem Vormittag erhaben im Gegenlicht der tief stehende Sonne. Durch ein mächtiges Stadttor betrete ich das Innere der Festungsanlage.

„Wo bin ich?“, war die Frage …
Meine erste Begegnung mit Heusden liegt rund ein halbes Jahr zurück. Ein Bilderrätsel: ‚Wo bin ich?‘, fragte eine bekannte Bloggerin mit einem Foto einer typisch niederländischen Straßenansicht: Giebelhäuser, Menschen und historisch anmutende Werbetafeln. Verräterisch: zwei Fahnen mit einem Radmotiv. Mich packte der Ehrgeiz und ich fand kurze Zeit später anhand des Stadtwappens die Lösung. Es war die Festungsstadt Heusden. Daher hat mich sofort die Neugierde gepackt, diesen besondere historischen Ort bald selbst einmal zu besuchen.
Die Antwort: Heusden
Rund ein halbes Jahr später schreite ich also durch das Wijkse Poort hinein in die Festungsstadt. Ich staune vom ersten Moment an. Wären hier nicht so viele Autos, wäre die historische Kulisse perfekt und ich fühlte mich ins Goldene Jahrhundert der Niederlande zurückversetzt.
Der Käseladen, das Buchgeschäft, der Süßwarenhändler, Galerien und Ateliers, alle haben sie kunstvoll gestaltete Schilder über ihrem Eingang. Leuchtreklame ist im Ort gänzlich verboten. Ich genieße es zu Schlendern und lasse den Blick schweifen durch die Häuserzeilen, die Ladenauslagen und in die Seitengassen.

In einer Straßenflucht entdecke ich eine hölzerne Bockwindmühle und biege kurzerhand ein. So gelange ich zum Wall am Stadthafen. Jachthafen und Ausgangspunkt der Rundfahrten mit den Ausflugsschiffen über die Maas. Auch der nahe Industriehafen ist wahrnehmbar, mächtige Ladekräne sind zu sehen. Doch dominieren hier die alten Gebäude, der Wall, Kanonen an der Hafenmauer und inzwischen zwei historische Bockwindmühlen. Es frieren mir beinahe die Finger ab, doch mag ich an diesem Ort nicht mit dem Fotografieren aufhören. Es ergeben sich immerzu neue interessante Perspektiven mit Hafenmauer, Windmühlen, der kleinen Zugbrücke und den Giebeldächern der Stadt.

Als der innere Stadthafen zwei Mal umrundet ist naht aber die Rettung: das Eetcafé Havenzicht. Es ist noch immer Vormittag und mir steht der Sinn nach einem zweiten Frühstück. Also ein Pannekoeken oder ein broodje kaas, das wäre jetzt prima! Dafür ist es leider selbst in diesem touristischen Ort zu saisonfern. Der Kellner schüttelt den Kopf, die Küche öffnet erst ab Mittag. Ich erkläre mich aber auf der Stelle mit dem Alternativangebot einverstanden, appeltaart und chocomel. Die Finger danken es mir.

Kunsthandwerk und Kunst
Viele der kunstvollen Ladenschilder, die die Gassen in Heusden schmücken, weisen auf Galerien und Kunsthandwerk hin. Zwischen moderner Kunst, Dekoartikeln und Kunsthandwerk bietet Heusden ein breites Spektrum. Was den Kunstgenuss betrifft, habe ich allerdings ebenfalls den falschen Zeitpunkt gewählt. Die meisten Galerien sind an diesem Samstagvormittag noch geschlossen. So steht mein Entschluss umso fester: hier komme ich im Sommer noch einmal her.
Historische Lage: das Festungsbollwerk
Entlang der Flüsse Maas und Waal liegen mehrere Städte, denen auf der Karte noch anzusehen ist, dass sie einmal gut gesicherte Festungen waren. Neben Willemstad und Geertruidenberg auch das nahe Zaltbommel. Entlang der großen Flüsse verlief über lange Zeit die Grenze zwischen dem spanisch besetzten Gebiet und den Vereinigten Niederlanden. Gegen Ende des 16 Jahrhunderts wurde Heusden im Auftrag Wilhelm von Oraniens zur Festungsstadt ausgebaut. Die Festung und der Garnisonsstandort wurden im 19. Jahrhundert aufgegeben. Doch erkannte man bald schon den historischen Wert der Festungsanlage, die so erhalten blieb.
Ein trauriges Kapitel der Stadtgeschichte ereignete sich in den letzten Kriegstagen 1944. Die bereits besiegte Besatzungsarmee der deutschen Wehrmacht sprengte vor dem Rückzug aus der Stadt das alte Rathaus. Hier verbargen sich 134 Bewohner der Stadt, die bei der Sprengung ums Leben kamen. Das Rathaus galt als eins der schönsten in den Niederlande und wurde nicht wieder aufgebaut.
1968 begann die historische Restaurierung der Altstadt von Heusden, die auch heute noch nicht komplett abgeschlossen ist. Der Aufwand, so kann ich nach einem kurzen Besuch bereits bestätigen, hat sich gelohnt. Die Hafen- und Festungsstadt an der Maas ist ein Juwel, ein besonders sehenswerter Ort in den Niederlanden. Trotz des historischen Charmes behält die Stadt einen lebendigen Charakter. Denn es fühlt sich trotz der historischen Kulisse nicht an, wie in einem Freilichtmuseum.

Tagesausflug oder Wochenendtrip?
Ein Besuch in Heusden lohnt sich. Sowohl für einen Tagesausflug, als auch für ein Wochenendtrip. Denn in der Nähe sind weitere sehenswerte Ort, zum Beispiel Den Bosch, Waalwijk oder auch der Freizeitpark Efteling. In den wärmeren Jahreszeiten lädt natürlich die Maas zum Radeln und zur Dampferfahrt ein.
Ich habe Heusden auf der Rückfahrt von einem Eishockeymatch in Tilburg besucht.
Weitere Links
Designradtour ‚Made in Heusden‘ – Artikel auf nach-holland.de
Interessante Ziele: Heusden – auf Niederlande-Wegweiser
Historie der Burg Heusden – auf Burgenwelt
Artikel Heusden bei Wikipedia (DE)
Als ich in Heusden war, war es ein Sommertag am Wochenende und in der Stadt waren ordentlich viele Besucher, ich hatte Schwierigkeiten, einen Parkplatz zu finden. Nur wenige Städte in den Niederlanden haben noch solche vollständigen Festungsanlagen wie in Heusden, etwa Naarden oder Bourtange. Festungsstädte finde ich allgemein besonders faszinierend. Aber auch bei vielen anderen niederländischen Städten, wo die alten Festungen nicht mehr vorhanden sind, kann man den Verlauf noch gut im Grundriss erkennen, vor allem die ehemaligen Bastionen und den Festungsgraben, der noch als „Singel“ besteht.
Ich dachte mir schon, dass es im Sommer hier recht voll wird. Ich habe auch recht weit außerhalb geparkt, der Platz dort blieb allerdings bis mittags recht leer.
Naarden habe ich mal von Amsterdam aus besucht, das fand ich auch klasse. Bourtange steht bald an.
Danke für Deine Hinweise!