Avalon im Toverland
Durchs Zauberland gleiten – Avalon im Toverland

Achterbahnvergnügen – bin ich mutig oder nicht?

Wenn man von Freizeitparks in Holland spricht, dann fällt als erstes einer ein: Efteling. Doch es gibt viele spannende Freizeitparks in den Niederlanden. Einer liegt sogar für einen Tagesausflug von Rhein und Ruhr besonders günstig: Das Toverland in Sevenum, direkt bei Venlo.

Wer das Blog speciaal schon länger verfolgt, der mag sich vielleicht wundern: Oli fährt jetzt Achterbahn? Sonst schreibe ich ja lieber über Strandspaziergänge, Stadtbummeln mit Wochenmarkt oder die kulinarischen Höhepunkte der Niederlande. Also eher die gemütlichen Themen. Doch jetzt auf einmal Nervenkribbel?

Betreutes Achterbahnvergnügen

Jo, so isses! Einfach mal über den Tellerrand blicken, neue Pfade betreten. Denn ich habe einfach mal eine Gelegenheit genutzt und bin gemeinsam mit Freunden ins Toverland gefahren. Es sind Freunde, die sich für Freizeitparks begeistern und schon viele davon kennen. So konnte ich die geballte Expertise nutzen. Ein Tagestrip mit fachlicher Begleitet, betreutes Freizeitparkvergnügen so zu sagen.

Port Laguna im Toverland
Stimmungsvoll: Port Laguna im Toverland

Ich war mir zunächst allerdings unsicher, was ich dort selbst ausprobieren würde. Denn ich hatte in jüngeren Jahren traumatische Erfahrungen mit Fahrgeschäften. Doch sollte man sich seinen Ängsten alle per Jahre stellen, dachte ich: also Freizeitpark. Und mal sehen, was vor Ort so alles passiert. Sei einfach offen!

Von Magischen Tälern, Zauberwäldern, Avalon und einem Lagunenhafen

Das Toverland, übersetzt Zauberland, ist ein noch junger Freizeitpark. 2001 eröffnete eine Halle mit Spiel- und Fahrvergnügen hauptsächlich für ein jüngeres Publikum. Das Toverland besitzt inzwischen zwei große Hallen, die ganzjährig geöffnet sind. Vor allem aber der Außenbereich hat sich stark entwickelt. Vier thematische Bereiche bieten neben Nervenkitzel vor allem ein stimmungsvolles Erlebnis.

Toverland Fenix
Mutig oder nicht? Bereit zum Fenix …

So begann unser Tag ganz gemütlich mit einer Bootsfahrt durch das Themengebiet Avalon. Wir glitten durch eine traumhafte Felsenlandschaft, an Hobbithäusern vorbei, unter der Bahn des Fenix hindurch. Natürlich ging es auch durch eine fantasievoll illuminierte Höhle, in der die Trolle uns schon erwarteten. Der Fenix, so heißt hier der Phoenix, indes hat eine stählerne Bahn. Es ist eine Achterbahn, die abenteuerliche Kurven über Avalon zieht, mit Looping und Drehungen um die eigene Achse. Nichts für mich! So viel ist schon mal klar. Lieber mit drei Knoten über den Teich gleiten, als mit 120 km/h durch die Luft.

Im Tal der Zauber, auf Niederländisch dem Magische Vallei, ging es etwas gemächlicher zu. Die Achterbahn hoch oben zischte langsamer über die Schienen, hier fanden auch Kinder ihre Fahrvergnügen auf Einhornbooten und eine große Terrasse mit Sitztischen verbreitete einen köstlichen Imbissbudenduft. Hier stiegen wir in die Wildwasserbahn, die allerdings deutlich rasanter durch den Kanal schippert, als die Boote von Avalon. Wasserspritzer inklusive.

Auenland oder Toverland
Auenland oder Toverland?

Begegne Deiner Angst: mutig oder übermütig?

Für mich wurde es nun langsam ernst. Denn wenn man schon mal da ist, dann ist man auch mutig. Oder leichtsinnig. Oder man gibt sich letztlich dem Gruppendruck hin.

Nur welche Fahrt soll meine Adrenalinprobe werden? Mit dem Dwervelwind, also dem Wirbelwind durch das Zaubertal? Oder auf dem Motorrad sitzend, auf dem Booster Bike und mit einem Katapultstart auf die Bahn geschossen werden? Oder nur mit der Kinderachter-Eisenbahn, dem Toos-Express durch die Halle tuten?

Den Fenix hatte ich schon ausgeschlossen, da zu heftig. Dort hatte ich schon zwei meiner Begleiter hin begleitet und wieder abgeholt. Das war spektakulär genug, alleine vom Zusehen. Ich bin froh, dass ich mich nicht soweit aus dem Fenster gelehnt habe, dort mitzufahren.

Toverland: Im Magischen Tal
Zauberhafte Wasserspiele – Im Magischen Tal

Es deutete irgendwie alles auf diese Holzachterbahn hin, Troja oder auch Troy, im Themenbereich Ithaka. Direkt neben dem trojanischen Pferd. Ich jedenfalls irgendwann: „Jo, mit der Holzachterbahn, da bin ich dabei!“

Knarzend und knackend  hinauf in den limburgischen Himmel (ob man wohl den Kölner Dom sehen kann?) und dann in Schussfahrt wieder runter.

Nichts für Noobs: Mit dem Holzschlitten durch Troja

Entscheidung getroffen. Doch jetzt fingen die Sorgen erst an! Besser vorher was essen oder gerade nicht? Was, wenn mir übel würde? Ich bin schließlich der Fahrer der ganzen Truppe. Wird es Menschen schon mal während solch einer Fahrt übel? Übergibt man sich da oder puscht das Adrenalin einen so hoch, dass man die zwei Minuten zunächst sicher übersteht? Warum ist das Teil eigentlich so verdammt hoch? Und weshalb stelle ich mich jetzt noch 30 Minuten an, nur um mich zwei Minuten zu quälen. In der prallen Sonne stehen, ist das nicht eben dem stabilen Kreislauf abträglich, den ich für die Fahrt so dringend benötige?

„Ganz ruhig, ganz ruhig“, versuche ich mich zu beruhigen.

Das gelingt nicht lange: „Denk an 1992, die Teufelsschwäne vom Tivoli! Und diese komische Rotationsrotunde auf der Kirmes in Bremen! Du hattest doch geschworen, dass …“, gewinnt bald eine andere Stimme die Oberhand.

Ach egal. Wird schon. Und die Holzachterbahn ist ja extra aus Holz, damit sie nicht so schnell und steil und heftig ist. Wann geht es los?!

Zehnjährige strahlen über das ganze Gesicht …

Jeden Moment! Wir stehen zu dritt in der Warteschlange, Daniel, Alex und ich. Mareike wartet draußen, auch sie verschmäht die Fahrgeschäfte. Noch ein wenig fachsimpeln: „Also, ganz vorne hast Du natürlich die beste Übersicht, das ist aber vom Erlebnis her schon ganz schön krass! Und ganz hinten, da hast Du in den Kurven das höchste Tempo, da wirken die stärksten Kräfte!“, erklärt Daniel, der zwischen Europapark und Hansapark so manche Achterbahn getestet hat.

Langsam geht es die Treppe hinauf, dann wird sortiert. In Paaren gelangt man durch die Gittertore zu seinem Fahrzeugabteil. Ich orientiere mich Richtung Mitte. Alex, hat einen freien Slot und fragt, wer mit ihm fahren möchte. Ich reagiere prompt, denn mit jemand Unbekanntem in eine Schicksalsgemeinschaft zu gehen, behagt mir gerade nicht. Und dann habe ich es auch fix hinter mir. Hinsetzen, der Bügel schließt.

Holzachterbahn Troja im Toverland
Huuuuuiiiii, da geht’s hinab – Eine Holzachterbahn, die Troja heißt

Das Fahrzeug ruckelt los. Boah, schon ganz schön schnell! Hinauf. Es wird schon nicht schlimm, es wird alles gut, es wird alles ganz entspa …, oh, oben, Kölner Dom? Ahhhhhhhhhhhhhhhhhhhh! Was, hui! Hammer! Aua, wo? Rrrrrum! Moment, ahhh, da kommt, ahhhh, wolang? Balken!! Uiiiiiii, oooooaaaahhhhhh! was rummst – ahhhhhhh, uiuiuiuiuiuiui! Autsch! Wusch! Boah, ey, hammer, ey, hömma! Nenenenenene! So, jetzt mal wieder langsam – wuuuuuusch! Rummmmps, wolang? Ahhhhh, nö, heeee! Wie laaa – rrrrumps! Wusch, zack, peng, kaboing. Ahhhh, wie lahahange noch? Endlich wird es langsa .. ahhh, ruckruck zeng! Ahhhhhh Kurve, Kurve, es reißt nochmal alles rüber! Und doch. Quietsch. Rumps! Aus. Endlich. 1 Minute 50. Schwitz!

Wow. Was war das?

Ich bleibe wohl Sekunden lang sitzen.

Ringe um Fassung.

Zehnjährige strahlen über das ganze Gesicht.

Ich steige aus.

Habe zittrige Knie.

Kölner Dom? Ich sah nicht mal den Kirchturm von Venlo.

Odysseus, der Überlebende von Troja

Für den Rest des Sonntags durfte ich stolz sein und mich Bezwinger von Troja nennen. Oder besser dessen Erdulder. Odysseus, der unversehrt und an Erfahrung reich aus Troja heimkehrte. Ich hatte meinen Dämonen tief in den Rachen geschaut und mich mal wieder vergewissert: Adrenalinjunkie bin ich nicht.

Beruhigend für mich war indes, dass Alex und Daniel die Fahrt mit der Troja-Bahn als eine deutlich größere Herausforderung einschätzten, als den Flug mit dem Phoenix. Die Holzachterbahn im Toverland ist die größte und schnellste im ganzen BeNeLux. Sie hatte durchweg ein hohes Tempo mit steilen und engen Kurven und die Fahrt war sehr ruckelig. Der Fenix/Phoenix hingegen glitt butterweich auf seiner Bahn, auch wenn diese auch geschwungener war.

Das war mir schon ein Trost: ich hatte den wildesten Hengst im Park geritten! Ich darf mich also an eine andere Bahn wagen. Schlimmer kann es nicht mehr kommen. Die Bobbahn? Oder den Motorradkatapult? Oder sogar den Wirbelwind? Das jedoch nicht mehr an diesem Tag, einem der letzten heißen Sonntage dieses Sommers.

Das wertvollste am Tag im Park: die Zeit

Für einen Sonntag, mit schönem Wetter zudem, empfanden wir es als angenehm leer im Park. Es waren viele deutsche Gruppen und Familien hier, Deutsch war häufiger zu hören, als Niederländisch. Die Wartezeit an den Fahrgeschäften war durchweg vertretbar. An der Fenix-Bahn waren es gute 30 Minuten, an der Holzachterbahn etwas weniger. An den anderen Attraktionen höchstens 15 Minuten.

Wir hatten nicht den Anspruch, möglichst viele Fahrten mitzunehmen, sondern sind zunächst durch die thematischen Bereiche geschlendert. Was uns unterwegs reizte haben wir mitgemacht. So wurde es ein entspannter Freizeitparkbesuch.

Speisen und Getränke: lange suchen, wenig erfreulich …

Ein wenig bedauerlich war es, dass viele der Imbisse im Park entweder geschlossen hatten oder personell so unterbesetzt waren, dass dort lange Wartezeiten entstanden. Wir gingen extra zu der Imbissbude, wo es Pommes Frites mit exotischen Saucen geben sollte. Diese hatte an dem Tag leider ganz geschlossen. Die größte Runde des Tages war so die Schleife auf der Suche nach unserem Mittagssnack. Als wir fündig wurden, war dort die Warteschlange entsprechend lang. Das Essen war eher lauwarm, die Burgerbrötchen sogar noch kühlschrankkühl.

Gut gelöst war allerdings, dass man sein Essen bestellen und sich mit einem Vibrationsalarm ausgestattet schon einen Tisch suchen konnte. Es würde mich dennoch interessieren, wie die Essenssituation zur Hauptsaison ist oder an Tagen wo im Park mehr Besucher unterwegs sind.

… mit einer großen Ausnahme

Zum krönenden Abschluss entdeckten wir dann allerdings das kulinarische Highlight des Parks: „The Flaming Feather“, ein burgundisches à-la-Carte-Restaurant, sagte uns die Beschreibung auf der Parkübersicht. Von außen ein Hobbithaus, von innen eine geräumige Taverne unter dem Sternenhimmel, ausgestattet mit allerlei magischen und exotischen Accessoires. Das Essen war hier ebenfalls köstlich, die Bedienung überaus freundlich. Wenn auch anzumerken ist, dass es kaum vegetarische Auswahl gab. Doch die Tomatensuppe, die Pommes Frites und vor allem das Brötchen zur Suppe mit einem Klecks Kräuterbutter waren hervorragend, ebenso wie das Gläschen Wein.

Magische Taverne - The Flaming Feather im Toverland
Magische Taverne – The Flaming Feather

Die Schließzeiten des Parks wurden hier großzügig gehandhabt: als gegen 18 Uhr alle Fahrgeschäfte den Betrieb einstellten, durften wir im Flaming Feather noch einen Nachtisch bestellen und wurden nicht mit Nachdruck auf den Feierabend hingewiesen.

Fazit

Das Toverland ist ein stimmungsvoller Freizeitpark, der Aufregendes für jedes Alter bietet. Achterbahnfans kommen hier auf ihre Kosten, ebenso wie Besucher, die sich von der Atmosphäre des Parks in eine zauberhafte Welt versetzen lassen möchten.

Mit 32 € liegt der Eintrittspreis bei einem vernünftigen Maß. Onlinetickets können vorab gekauft werden und sind gut 2 € günstiger. Hinzu kommt eine Tageskarte für den Parkplatz von 10 €. Auch das Essen im Park hat vertretbare Preise. Ermäßigte Menügutscheine können ebenfalls vorab online gekauft werden.

Ich werde sicherlich in meinem Leben kein großer Freizeitparkfan mehr, doch schließe ich nicht aus, noch einmal ins Toverland zu kommen und mich durch die magische Stimmung verzaubern zu lassen. Und vielleicht mal Bobbahn fahren, oder lieber den Wirbelwind. Oder Motorrad-Booster! In jedem Fall nochmal Wildwasser! Ach, mal sehen.

Und was Empfehlen die Experten?

Halloween im Toverland!

Am 13., 17., 18., 19., 20. und 27. Oktober 2018 hat der Park bis 23 Uhr geöffnet. Besonders gespenstisch geht’s dann zu im Toverland.

Links

Polderblick-Podcast aus dem Toverland

Seite vom Toverland (auf Deutsch)

Bericht zum Toverland auf freizeitpark-welt.de

Und hier noch alle Fahrten im Toverland zum Nach- und Mitfahren: