Amsterdam am Leidseplein
Amsterdam am Leidseplein

Lange, viel zu lange, war ich nicht mehr dort, nicht mehr so richtig jedenfalls. Zwar stattete ich Amsterdam im vergangenen Sommer einen kurzen Besuch ab, der führte mich allerdings hauptsächlich in die touristischen Ecken der niederländischen Hauptstadt. Jetzt brachte mich ein Arbeitsbesuch für rund 24 Stunden nach Amsterdam. Das Arbeiten bestand jedoch auch daraus, durch die Gassen des Jordaan zu schlendern, Straßenbahn zu fahren und die asiatische Küche zu inspizieren.

Ich darf hier schon mal vorwegnehmen, dass ein Buch in Arbeit ist, in dem ich unter anderem über diese Punkte schreiben darf. Und ich hatte Glück, es war zwar früh im April, doch war über den Grachten und Gassen bereits der Frühsommer hereingebrochen. T-Shirtwetter.

Schlendern im Lieblingsviertel: Der Jordaan

Mein eindeutiges Lieblingsviertel in Amsterdam ist der Jordaan. Er erstreckt sich westlich der Prinzengracht bis zur Lijnbaansgracht und im Norden, etwa von der Haarlemmerstraat bis südlich zum Leidseplein, so ganz grob. Der Jordaan ist ein kreatives, etwas alternatives, aber auch hippes Stadtviertel. Es hat sich in den letzten 25 Jahren erstaunerlicherweise kaum verändert. 1995 wohnte ich etwas außerhalb des Jordaan im Stadtbezirk Oud-West. So ergab es sich häufig, dass ich entlang der Bloemgracht schlenderte oder auf dem Noordermarkt meinen Bioeinkauf tätigte.

Straßenschmuck im Jordaan
Intakte Nachbarschaft: Straßenschmuck im Jordaan

Bei diesem Besuch fiel mir besonders auf, wie liebevoll die kleinen Plätze vor den Wohnungen und Geschäften gestaltet sind. Da stehen kleine Tische und Stühle, um vor der Haustür zu sitzen, auch Blumenkübel und kunstvoll gestaltete Verteilerkästen bereichern das Viertel. Hier sieht es sehr nach einer intakten Nachbarschaft und aktiven Bewohnern aus.

Es gibt kleine Handwerksbetriebe, wie den Schuster, der für Reparaturen wirbt, die kleine Fahrradwerkstatt, in der geschraubt wird. An der Eismanufaktur ist stehen Kinder und Erwachsene Schlange. Die Restaurants sind eher kleine und beschaulich und an diesem Sonntag Nachmittag sehr beliebt.

Die Touristen verlaufen sich weniger in den Jordaan, die meisten schaffen es bis zur Prinsengracht. Das hier dennoch eine vermutlich spanische Jugendgruppen minutenlang an der Kanalbrücke mit Blick auf den Westertoren Selfies schießt, stört niemanden. Ab und zu ein warnendes Fahrradklingeln oder ein langezogenes ‚heeeeeeey‘, dann besser schnell zur Seite springen. Denn die Straßen sind eng, im Jordaan.

Prinsengracht mit Westerkerk
„De Prinsengracht is altijd mooi“, mit Westerkerk und zartem Blattgrün

Die Gracht und die Querstraßen – wie orientieren?

Die Aufteilung der Straßen im Jordaan ist eigentlich recht logisch, doch vor Ort auch ebenso verwirrend.

Zwischen Prinsengracht und Lijnbaansgracht verlaufen die Grachten, bei einigen, die inzwischen zugeschüttet wurden, um Platz für breitere Straßen zu schaffen, muss man sagen, verliefen. Doch heißen sie noch Lindengracht, Rozengracht oder Palmgracht. Dazwischen parallel zu den Grachten die Lindenstraat, Rozenstraat und die Palmstraat. Quer dazu werden durchnummeriert die Straßen als Querstraßen bezeichnet. Eerste Rozendwaarsstraat, Tweede Lindendwaarsstraat, Derde Leliedwarsstraat. Dwars bedeutet quer. Wie sollte man bei so geordneten Straßenverläufen also Schwierigkeit mit der Orientierung bekommen?

Jordaan mit Westerkerk
Alle Straßen führen zur Westerkerk

Nun, die Grachten verlaufen nicht wirklich von Ost nach West, eher von schräg Nordost nach Südwest. Und die Querstraßen also rechtwinklig dazu. Sie führen einen stets an den Rand des Viertels, zur Prinsengracht oder zur Lijnbaansgracht. Gerade durch die Mitte ist schwierig. Ich wähnte mich so manches Mal ganz in der Nähe meiner Wohnung und geriet doch in die nördlichste Ecke des Jordaan. Die Querstraßen sehen sich auch alle recht ähnlich, hier ist einige Übung notwendig, um zu wissen, zwischen welchen Grachten man sich gerade befindet. Eine gute Orientierung bietet immer der Turm der Westerkerk, der allerdings nur selten in der Straßenflucht zusehen ist.

Besonders die ehemaligen Grachten haben sich zu den belebten Straßen des Viertels entwickelt. Die Elandsgracht im Süden, die Westerstraat mit dem Noordermarkt und die Lindengracht im Norden. Hier sind Geschäfte, Straßencafé, Spielplätze entstanden, mit viel Aufenthaltsqualität. Die Rozengracht durchquert das Viertel in Höhe der Westerkerk, es ist die einzige verkehrsreiche Straßen im Viertel.

Johnny Jordaan in der Elandsgracht
„Bei ons in de Jordaan“ – Johnny Jordaan in der Elandsgracht

Das Akkordeon und die Schlagergemütlichkeit

Der Jordaan steht auch für Volkstümlichkeit. Jonny Jordaan war ein bekannter Musiker des Viertels, er besang es mit großer Herzenswärme. ‚Bij ons in de Jordaan‘ ist die Hymne aus den 1960er Jahren, die ein wenig an „Ein Freund, ein guter Freund“ in Version des Kölner Karnevals erinnert. Ihm und seinen musikalischen Mitstreitern sind in der Elandsgracht ein Skulpturenorchester gewidmet.

Viele Kneipen strahlen noch den alten Charme des einstigen Arbeiterviertels aus, dort finden auch die passenden Gäste zum Nachmittagsbierchen ihren Platz. Ein Stück weiter, noch immer an der Elandsgracht, ein Stück weiter hoch. Im Nachbarschaftshaus ist Schlagernachmittag, das Akkordeon klingt bis zur Straße.

Meinen Ohrwurm des Tages habe ich mir von Herman van Veen ausgeborgt: „De Prinsengracht is altijd mooi …“

De Prinsengracht is altijd mooi
Al stroomt de regen neer
De Wester kan niet somber zijn
Nooit is ‚t hier lelijk weer

Herman van Veen

Eine schöne Entdeckung: Das Hausbootmuseum

Eine besondere Entdeckung machte ich, direkt am Orchester der Büsten liegt ein Schiff und lädt zu einem besonderen Besuch ein. Es ist das Hausbootmuseum. Auch wenn die Informationsdichte im Vergleich zu den 4,50 € etwas dürftig war, so hat es sich alleine wegen der Atmosphäre auf dem alten Wohnboot gelohnt. Und wegen der besonderen Perspektive aus den Schiffsfensterchen auf die Prinsengracht.

 


Tipp: Woonbootmuseum Amsterdam, Prinsengracht 296 K auf der ‚Hendrika Maria‘

Öffnungszeiten: täglich außer montags von 10 Uhr bis 17 Uhr, im Juli und August an allen Tagen, Schließung an bestimmten Feiertagen
Eintritt: Erwachsene 4,50 €, ermäßigt 3,50 €

Mehr Info auf houseboatmuseum.nl


 

Tulpenfest am Museumsplein
Tulpenfest am Museumsplein

Rembrandtsplein, Museumsplein

Natürlich verbrachte ich nicht den ganzen Tag im Jordaan. Ich fuhr mit einer der schönsten Straßenbahnlinien der Welt, entdeckte das sommerliche Treiben auf dem Museumsplein,  und erfreute mich am dortigen Tulpenschmuck, ich schlenderte durch die Innenstadt, den Rembrandtplein, besuchte das Lieverdje auf dem Spui.

Was ich leider nicht schaffte: eine Ausstellung im Rahmen des Rembrandtjahres zu besuchen.

Wie gesagt, es war ein ein punktuelles Abhaken meiner Besichtigungsliste. Der kurze Aufenthalt hat aber viel Lust gemacht, Amsterdam bald noch einmal mit mehr Zeit Muße zu besuchen, denn vor allem das Schlendern , das Sich-treiben-lassen, mal hier, mal dort einkehren ist es, was ich an Amsterdam schätze.

Das Auto bleibt draußen: P&R Parkplatz

Bei diesem Besuch kam ich mit dem PKW aus Deutschland angereist, und testete das Parken auf einem der offiziellen P&R-Parkplätze am Stadtrand.

Am günstigsten lag der Parkplatz P&R Zeeburg, sowohl von der Anfahrt mit dem Auto aus Deutschland, als auch für die Straßenbahnverbindung in der Innenstadt.

Ich war etwas nervös, ob es auch alles funktionieren würde, den die Beschreibung klang zwar eindeutig, in meiner Vorstellung allerdings auch fehleranfällig. Doch die gute Beschreibung auf dem Blog nach-holland.de, der Betrag ist unten verlinkt, machte mir Mut. So schwierig sollte es nicht sein. Vielen Dank dafür!

P&R-Parkplatz Amsterdam-Zeeburg
Parken an der Straßenbahn: P&R-Parkplatz Amsterdam-Zeeburg

Man solle sich zunächst einen Parkschein besorgen, dann ein Ticket für den Nahverkehr, das es sogar vergünstigt gibt. Beim Bezahlen muss man dann sein Ticket irgendwie vorlegen. Wenn man auch wirklich mit dem Öffentlichen Nahverkehr zum Parkplatz angereist ist, ist das Parkticket günstig, ansonsten teuer. Die Rückreise darf allerdings nicht so lange her sein und die Parkdauer hat auch eine Begrenzung. Puh!

Aber was soll ich sagen: Es hat alles geklappt! Ich konnte ein Tagesticket für die Straßenbahn lösen, genau für die 24 Stunden, die ich in Amsterdam verbringen wollte. Allerdings zum regulären Preis von 8 €. Das Ticket muss beim Einstieg in die Bahn und beim Ausstieg immer gescannt werden. Einchecken, auschecken nicht vergessen, das hört man sehr häufig in der Bahn. Ebenso konnte ich mit dem Bahnticket beim Parkautomaten einchecken und aus der Preisanzeige wurde sofort 1 €. Puh!

Etwas Pech hatte ich bei der Anfahrt, denn die Schanke zum Parkplatz II öffnete nicht, Parkplatz I war gerade voll. Hier musste ich nur etwas warten, etwa so lange wie ich gebraucht hatte, um den nächst gelegenen P&R Parkplatz ausfindig zu machen. Da fuhren zwei Wagen heraus, ich durfte direkt ein Parkticket lösen und die Schranke öffnete sich.

Die Straßenbahn fährt hier alle fünf Minuten. Ich war vermutlich schneller im Hotel in meinem Lieblingsviertel von Amsterdam, als wäre ich mit dem Auto in die Stadt hinein gefahren.

Links zu den Infos über die P&R Parkplätze