Mondrian Den Haag
Mondrians letztes Werk: Victory Boogie Woogie

Die Kunst des Wandelns

In diesem Jahr bin ich einem Künstler begegnet: Piet Mondrian. Oder auch Pieter Cornelis Mondriaan, denn so lautet sein ganzer Name bis zu einem Wandlungsprozess um das Jahr 1911, dem auch ein „a“ in seinem Nachnamen zum Opfer fiel. Wandlungen gab es viele in dieser bewegten Biografie. Bereits in jungen Jahren kam Mondrian durch seine Familie in Kontakt mit der Kunst. Durch seinen Vater, ein christlich geprägter Lehrer, der etwa Ornamente für die Ausschmückung des Schulgebäudes entwarf und seinen Onkel, ein Maler großformatiger Landschaftsbilder.

1. Mondrian in Amersfoort

Meine erste Berührung, abgesehen vom EC 146 Piet Mondriaan von Köln nach Amsterdam, war ein Besuch Mondrians Geburtshauses in Amersfoort, nun ein Museum, das seinen Werdegang beschreibt. Es ist nicht ganz richtig, ich besuchte früher schon Kunstmuseen, die Tate Modern in London etwa. Dort sah ich Werke von Mondrian und lernte über die Entwicklung von der Landschaftsmalerei hin zu horizontalen und vertikalen Linien über verschiedene Stufen der Abstaktion.

Vor allem das ist das faszinierende am Künstler Mondrian: sein Ringen um die Abstraktion zu verfolgen. Ein Baum, eine Kirche, dunkel anmutende Bäume am Fluss. Farbe kommt hinzu, die Formen verschwinden, Linien bekommen Bedeutung. Später ist das Verhältnis von Farbe zu Weiß, von geteilter Fläche, das Maß der Dinge. Einflüsse sind deutlich zu sehen. Hier probiert Mondrian Techniken im Stile eines van Gogh, dort erschrickt er vor dem Kubismus des Picasso und findet zu seiner Handschrift, die unverwechselbaren geometrischen Bilder. Schwarze Linien, Flächen in den drei Grundfarben und Weiß. Mehr bedarf es nicht. Später stehe ich gebannt vor den modernen Bildern und denke: ja, das ist ein wundersames, doch spannungsgeladenes Ebengewicht. Dieser Werdegang ist anhand eines Zeitstrahls, der die biografische Entwicklung mit künstlerischen Phasen gegenüberstellt, im Mondriaanhuis in Amersfoort anschaulich erzählt.

Mondriaan in Den Haag
Boerderij bij Duivendrecht

2. Mondrian in Winterswijk

Nach dem Geburtshaus besuchte ich Mondrians Elternhaus in Winterswijk. Beide Museen zeigen Frühwerke und beschränken sich ansonsten, allerdings sehr anschaulich und erlebnisreich, die künstlerische Entwicklung anhand der Biografie zu erklären. Paris, London, New York. Großstadtarchitektur, Kriegsgefahr, Zeichentrickfilme und Boggie Woggie. Und nicht zu vergessen: De Stijl. Eine Künstlergruppe, die sich dem Entwurf des ästhetischen Funktionalen hingaben, vergleichbar mit dem „Bauhaus“ in Deutschland, die sich allerdings erst einige Jahre später fanden. In der Villa Mondriaan in Winterswijk sind viele Frühwerke ausgestellt. Das ist besonders, da der Garten, in dem heute wie damals ein Apfelbaum steht, die Lebensumgebung des Künstlers zeigt.

Mondrian in Den Haag
Mondrian modern: Formen und Grundfarben

3. Mondrian in Den Haag

Der dritte Teil also: das Gemeentemuseum Den Haag. Hier ist die größte Sammlung von Bildern Mondrians zu sehen. Hier vollendet sich die Trilogie. Ich sehe mich gerüstet, um hier dem Werk persönlich gegenüberzutreten, dem Künstler ins Auge zu sehen. Viele der Werke schienen mir bereits vertraut. Ich sah auf Farbgebung, Motivwahl, erste Spuren der Grundfarben, Betonung der horizontalen und vertikalen Linien. Die einzelnen Schaffensphasen wurden hier nochmals detaillierter demonstriert. Auch aus der Amsterdammer Zeit an der Kunstakademie, in der Mondrian vor allem düstere Flusslandschaften malte, die erst langsam Farbe bekommen sollten.

Es ist vielleicht kein Zufall, dass mich die geometrische Kunst, der Weg hin zur Geometrie so fasziniert. Als Naturwissenschaftler finde ich auch in Zahlenverhältnissen oder formal beschriebener Natur Schönheit.

In seinem letzten Werk, Victory Boggie Woogie fand Mondrian allerdings wieder eine freiere Sprache. Die Grundfarben blieben, die Horizontalen und Vertikalen ebenfalls. Doch bekommen die farbigen Elemente eine Lebendigkeit und Spritzigkeit, die vielleicht das Leben und den pulsierende Verkehr in den Straßenschluchten von New York beschreiben, Mondrians letzter Lebensstation.

Und auch: De Stijl

Der Name Piet Mondrian ist eng Verbunden mit der Künstlergruppe De Stijl um Theo van Doesburg. Die gleichnamige Zeitschrift erschien erstmals im Jahr 1917, deren 100-jähriges Jubiläum ist Anlass vieler Ausstellungen zu Piet Mondrian, De Stijl und Dutch Design. Ähnlich wie die Bauhaus-Bewegung in Deutschland proklamierte und entwarf De Stijl einen Rahmen für das moderne Leben. Funktional, doch ästhetisch ansprechend. Vor allem den Ansprüchen an die Moderne genügend: klare, glatte Flächen und Linien für eine hygienische Lebensführung. Ja, die gute Säuberung spielte schon beim Entwurf eine Rolle.

Auch in den Werken der Gruppe ist die Reduktion auf Grundfarben und dominante Linien deutlich. Ein teil der Ausstellung: der zur Stilikone gewordenen Rietveld-Stuhl.

De Stijl Den Haag
De Stijl: Architektur und der berühmte Rietveld-Stuhl

Das Gemeentemuseum – mehr als Mondrian und De Stijl

Mit den beiden Ausstellungen „Die Entdeckung von Mondrian“ und „Architektur und Innenarchitektur: Das Verlangen nach Stil“ hatte ich vom Gemeentemuseum Den Haag erst einen kleinen Teil entdeckt.

Neben der Dauerausstellung „Entdecke die Moderne“ beeindruckte mich vor allem „Das Wunder des Delfter Blau“. Gigantische Vasen und zierliche Figürchen aus verschiedenen Epochen in der Farbgebung, die die Nachbarstadt von Den Haag berühmt gemacht hat, sind hier zur Schau gestellt.

Delft Blau Porzellan im Gemeentemuseum Den Haag
Das Blaue Wunder von Delft

Weiter Ausstellungen, für die mir die Konzentration fehlte, musste ich kurz durchschreiten oder ungesehen zurücklassen. Ein Grund, dieses kunstreiche Museum nochmals zu besuchen. Und mit ihm eine Stadt, die vielleicht nicht so lebhaft wie Amsterdam und so geschäftig wie Rotterdam ist, doch deren Seele ich ein wenig erahnen durfte.

Ein Abend in Den Haag – des Königs Büro und ein Platz voller terrasjes

Ein würziger Hauch von Seeluft. Das war eine der ersten Besonderheiten, die ich an diesem Wochenende in der niederländischen Regierungsstadt bemerkte. Auch, dass ich kaum in der Nähe meines Hotels in der Innenstadt parken konnte. Und dass ein Parkhaus rund 25 € für den Tag kosten würde. Na gut. Das sollte mir aber nichts ausmachen, also einchecken, ins Parkhotel Den Haag, in einer Seitengasse der Fußgängerzone.

Freitags abends kam ich an. Nach dem Check-In ging ich direkt wieder hinaus und erkundete das Stadtviertel. Ich hatte auf der Anfahrt einen schönen Platz mit vielen Cafés und Restaurants entdeckt. Die zugehörigen terrasjes sahen dabei derart einladend aus, dass ich genau dorthin und den angenehm lauen Abend genießen wollte. Es ist der Anna-Paulowna-Plein im Zeeheldenkwartier.

Paleis Noordeinde Den Haag
Des Königs Amtssitz – Paleis Noordeinde

Ich also gefühlt in Richtung Norden und wie es der Zufall wollte spazierte ich dabei direkt am königlichen Palast vorbei. Das Paleis Noordeinde in Den Haag ist der königliche Amtssitz. Ein wenig weiter nach Norden erreichte ich den Anna-Paulowna-Plein. Dort bin ich im Bite me eingekehrt, habe später aber das vegetarische Restaurant Hortus entdeckt, das ich sehr gern getestet hätte.

Anna Paulowna Plein Den Haag
Terrasjes: Anna-Paulowna-Plein in Den Haag

„The Fiddler“ und eine belebte Seitengasse

Zurück in der Stadt habe ich das sehr belebte Beer House „The Fiddler“ entdeckt, ein großer Pub mit vielen eigenen Spezialbieren. Es braucht allerdings Geduld und Ellenbogen, um diese an der Theke zu bekommen, an diesem Freitag Abend. Zurück ins Hotel schlenderte ich durch die noch belebte Oude Molenstraat. Vor einigen typischen bruin cafés war durch die draußen rauchenden Gäste kaum ein Durchkommen. Andere boten an einladenden Arrangements Plätze um noch draußen ein Getränk oder auch eine späte Mahlzeit, nicht ungewöhnlich, einzunehmen.

Zum abendlichen Ausgehen und zum Nachtleben in Den Haag gehört natürlich auch der Grote Markt. Hier war an diesem Abend Party mit einer Live Band, so laut, dass es mir wenig gemütlich schien, hier zu sitzen. Das Partyvolk indes störte es nicht.

An der Nordsee weht ein Wind

Der Freitag gehörte also dem gemütlichen Schlendern durch Den Haag, der Samstag zunächst der Kunst. Der spätere Samstag allerdings der See. Bevor es für mich zurück nach Hause ging, wollte ich eine Nase Nordseeluft schnuppern.

Scheveningen von Wassenaar
Scheveningen in der Ferne – am Strand von Wassenaar

Während meines letzten Ausflugs nach Den Haag hatte ich Scheveningen und Kijkduin besucht, dieses Mal fiel meine Wahl auf Wassenaar. Es war zwar nicht kalt doch es wehte ein kräftiger Wind. Der Strand war belebt, dunkle Wolken hingen über der See. Im Süden war Scheveningen mit dem Pier und dem Riesenrad eher zu erahnen als zu sehen. Ich wanderte ein Stück an der Küste entlang, suchte jedoch bald den geschützten Bereich am Paalpavillion auf. Ich entschied mich für den Beachclub De Goolfslag, um mich bei einem Abschiedsgetränk von meinem Wochenendausflug nach Den Haag mit Kunst und Stadtspaziergang zu verabschieden.

Nach dieser dritten Begegnung mit Mondrian wird mich seine Kunst weiterhin faszinieren. Und auch in Den Haag bleibt noch vieles für mich zu entdecken.

Danke für die Unterstützung

Dieser Artikel ist in Kooperation mit holland.com, der deutschen Vertretung des niederländischen Tourismusbüros NBTC zustande gekommen. Ganz herzlichen Dank für die Organisation und die Unterstützung durch Übernahme der Reisekosten.

Danke an das Gemeentemuseum Den Haag für die Hilfe und Information zu den Ausstellungen.

Und nicht zuletzt vielen Danke an das Parkhotel Den Haag für die komfortable Unterkunft.