Polderblick Podcast #9 – Tilburg Trappers
Der amtierende Meister der deutschen Eishockey-Oberliga heißt: Tilburg Trappers! Woche für Woche spielt der erfolgreichste Eishockeyverein aus den Niederlanden in der dritten Liga gegen Teams aus Herne, Duisburg, Hannover, Halle, Rostock oder, so wie an diesem Freitagabend, gegen die Moskitos aus Essen.
Niederländisch-Deutscher Ligaalltag: Tilburg Trappers gegen Moskitos Essen

Es ist eine ungewöhnliche Geschichte, die der Eishockeysport hier schreibt: zwei mal in der Woche treffen deutsche Teams im sportlichen Vergleich auf die Tilburg Trappers, mit dabei die Fans aus dem Ruhrgebiet, aus Hannover und dem Osten Deutschlands. 40.000 Kilometer legt der Mannschaftsbus in der Saison zurück. Für ein lohnendes Ziel: attraktiven Sport in die Stadt in der Provinz Nord-Brabant zu holen. Der ist in der dritten deutschen Eishockeyliga eher geboten, als in der gemeinsamen niederländisch-belgischen Liga. Denn, anders als das Feldhockey oder der Eisschnelllauf, ist der Eishockey in den Niederlanden noch ein Nischensport.
Wir waren fünfzehn Jahre lang niederländischer Meister und wir wollten weiter, uns verbessern. Wir haben gefragt, können wir das in Holland machen? Aber das war schwierig, dann haben wir über die Grenze geschaut und mit den deutschen Klubs und dem Verband geredet. – Ruud van Baast

Und vielleicht winkt ja in naher Zukunft für die Brabander der Aufstieg in die zweite Liga oder gar in die DEL. Sportlich haben sie dazu allemal das Zeug: 2018 könnte die dritte Oberligameisterschaft eingefahren werden. In der Gruppe Nord ist man souveräner Tabellenführer, die Play-Offs mit der Südgruppe stehen an. Dafür ist allerdings noch Überzeugungsarbeit zu leisten, der Verband und die Vereine der höheren Liga müssen einem Aufstieg zustimmen. Und vereinzelt werden auch Stimmen laut, dass ein niederländischer Verein nicht unbedingt in Deutschland spielen sollte.
Dass wir im ersten Jahr gleich Oberligameister geworden sind, war eine totale Überraschung. Wir haben nie gedacht, dass wir das Niveau so schnell halten könnten. – Ruud van Baast

Dennoch ist die Begegnung der Fans friedlich. In den meisten Fällen treffen sich die Fans beider Lager gesellig am Rande des Spiels und trinken gemeinsam ein Bier. Ich fand die Atmosphäre sehr fair und freundschaftlich, auch wenn es aus den Fanblöcken vereinzelte Schmährufe gab. Das gehört aber wohl zum Sport. Und es ist im Eishockey humorvoll, weniger verbissen als in Fußballstadien.
Die Geschichte der Tilburg Trappers ist für mich ein wundervolles Beispiel der internationalen Begegnung. Sie ist hier schon ein Stück Alltag und europäische Normalität geworden.

Danke!
Vielen Dank für die Möglichkeiten, dieses Interview zu führen und für die Erlaubnis zur Verwendung von Bild- und Tonmaterial an die offiziellen Vertreter der Tilburg Trappers: Sven Brok für die Organsation und Ruud van Baast für die Zeit für das Interview.
Danke für das Interview an Dagmar, die aus Hannover regelmäßig nach Tilburg reist und die Trappers unterstützt.
Danke an Marco Arndt, den Fanvertreter der Moskitos Essen und Colin Raymond, der für das Merchandising der Moskitos verantwortlich ist, für das Interview.
Oliver, die „Tilburg Trappers“ sagen mir auch noch etwas, ebenso wie die „Feenstra Flyers“ aus Heerenveen oder „HYS Den Haag“. Als ich noch unweit der niederländischen Grenze wohnte, bin ich ab und zu mal bei Spielen der „Geleen Smoke Eaters“ gewesen, da Geleen (kurz hinter Sittard) nicht weit weg ist. Die „Smoke Eaters“ gibt es schon seit den 1960er Jahren, hatten bei ihrer Namenswahl aber doch ein bißchen arg hoch gegriffen und sich nach den legendären „Trail Smoke Eaters“ aus Kanada benannt, ein bißchen so, als würde sich eine finnische Drittligamannschaft „FC Bayern“ nennen. Aber immerhin, Geleen war damals (wie Trail heute noch) eine Bergbau- und Industriestadt mit Kühltürmen und Schornsteinen – insofern stimmte das mit dem Namen dann doch irgendwie.
Aber es ist richtig, die Niederlande sind zwar eine große Eislaufnation, aber eben nur in der Individualsportart Eisschnellaufen: die Mannschaftssportart Eishockey hat davon nie profitiert. Auch sehr selten, daß man mal ein Eishockeyspiel im niederländischen Fernsehen sah. Und so war Eishockey in den Niederlanden auch über Jahre nie so richtig spannend: in den 1970er und 1980er Jahren machten die Tilburg Trappers und die Flyers aus Heerenveen das nur unter sich aus – ein bißchen so wie die DDR-Meisterschaften, wo immer nur Dynamo Weißwasser und Dynamo Berlin Meister wurden.
Was die Stimmung angeht, hast du recht. Das ist beim Eishockey eigentlich überall gleich: auf dem Eis mag es schon mal ruppiger zugehen – aber auf den Rängen ist es doch immer ziemlich harmlos. Beim Rugby ist es übrigens noch mehr so: da sitzen die Fans beider Mannschaften friedlich im selben Block und spendieren sich gegenseitig Bier. Es ist leider vor allem der Fußball, der ein entsprechendes Publikum anzieht.
Danke für den Kommentar und Deine Eishockeygeschichte, Uli,
meine Hauptsportart ist schon Fußball, als Jugendlicher auch gerne im Stadion, aber Preise und aggressive Fans haben es mir verleidet.
Beim Eishockey war ich sporadisch zu Besuch. In meiner Jugend beim Königsborner EC in Unna, ich glaube Westfalenliga, immer gegen Teams aus dem Sauerland. Später DEG und Preußen Berlin.
Ich war in Dortmund mal beim Basebal, das finde ich taktisch ein sehr spannendes Spiel.