Weihnachtszauber mit Kunst in Ootmarsum

In der Region Twente gibt es ein zauberhaftes Künstlerdorf: Ootmarsum. Es liegt unmittelbar an der Grenze zur Grafschaft Bentheim, bis ins niedersächsische Nordhorn sind es nur wenige Kilometer. Dass die Kunst nach Ootmarsum kam, hat der Ort vor allem dem Maler Ton Schulten zu verdanken. Er kommt gebürtig aus Ootmarsum, betreibt hier eine Galerie und hat 2013 ein Museum eröffnet. In den vielen Gassen der Altstadt rund um das historische Rathaus und die Katholische Stadtkirche gibt es zahlreiche weitere Galerien, die zum Stöbern einladen, auch zum Kaufen, wenn der Geldbeutel es erlaubt.
Jedes Jahr in der Vorweihnachtzeit verwandelt sich der Ort in einen kunstvollen Winterzauber. Am Wochenende des dritten Advent findet im rund 4.500 Einwohner zählenden Ort der Kerst en Kunst-Markt statt, ein weihnachtlicher Kunstmarkt oder ein kunstvoller Weihnachtsmarkt. Je nachdem, wie die nicht wenigen Besucherinnen und Besucher es betrachten.

Leise stöbert der Schnee
Der dritte Advent brachte in diesem Jahr Schneegestöber und Temperaturen knapp über Null. Ein ungemütliches Wetter, bei dem ich gerne auch das Sofa pflege.
Doch wollte ich mir in diesem Jahr einen Weihnachtsmarkt in den Niederlanden ansehen. Etwas verkehrte Welt, ich weiß. Denn eigentlich ist der größere Besucherstrom an diesen Wochen in die andere Richtung unterwegs. Die klassischen Weihnachtsmärkte an Rhein und Ruhr sind schließlich bei unseren Nachbarn im Westen für einen Tagesausflug äußerst beliebt.
Zunächst stand Maastricht auf dem Plan, der größte Weihnachtsmarkt in den Niederlanden, der auch über die ganze Vorweihnachtszeit geöffnet ist. Doch erreichte mich just vor dem dritten Adventswochenende ein Tipp, für den ich rückblickend sehr dankbar bin: in Ootmarsum ist Kunstweihnachtsmarkt, Kerst en Kunst-Markt. Also umplanen. Die lange Unterwäsche aus der Winterkiste gekramt, mittags ging es auf nach Twente, rund 90 Minuten Fahrt ab Unna. Hinaus statt Sofahüten.

Altstadtgassen, feierliche Beleuchtung und ganz viel Kunst
Unterwegs blieb das Schneegestöber standhaft. Nun denn, dann ist die Schlange am Glühweinstand halt nicht so lang! Doch Ootmarsum empfing uns von seiner schönsten Seite. Zumindest als wir nach einige Runden Parkplatzsuche etwas abseits des Zentrums einen Platz gefunden hatten.
Der Ortskern um die Kirche mit den alten Backsteingiebelhäusern wirkte an diesem trüben, etwas nebligen Tag wie eine mystische, mittelalterliche Trutzburg. Doch die Straßen hinauf ins Dorf waren einladend beleuchtet.
Vom Kirchplatz her zog bereits ein süßer Duft nach Weihnachtsgebäck, aus einer Seitengasse ein rauchiger nach Holzfeuer und Kohlpfanne. Und endlich auch ein würzig-zimtiger Geruch, der kam vom Glühweinzelt.

Nach der ersten Stärkung waren wir bereit für die Kunst. Handbemalte Christbaumkugeln, kleine und große Skulpturen aus Glas, individuelle Kleidung und feinen Krimskrams hatten die Marktstände in der Auslage. Viele gehörten zu den Galerien und Kunsthandwerksateliers des Ortes, die während der Markttage ebenfalls geöffnet hatten.
Der Markt war an diesem Adventssonntag gut besucht. Doch zu voll war es nicht, an den Ständen konnte man entspannt schauen, ohne weitergedrängt zu werden und doch waren genug Besucher für ein angenehmes Marktgefühl unterwegs. Die Gäste kamen überwiegend aus den Niederlanden, doch war auch hier und dort die deutsche Sprache auszumachen, im allgemeinen Getümmel.

Zum Aufwärmen in die Galerie
Als die Kälte so langsam in den Mantel kroch, die Füße und Hände erreichte, kam die rettende Galerie gerade recht. Es war Zufall, doch genau die Galerie von Ton Schulten lockte uns mit den großen farbenprächtigen Gemälden ins Warme hinein. Beeindruckend die abstrakten Landschaften von Schulten und die Skulpturen von Janneke Bruines und Dirk de Keyzer.
In der Abenddämmerung wurde die Stimmung im Ort noch heimeliger. Auf dem Marktplatz sangen Chöre beschwingte Weihnachtslieder, Hornbläser zogen durch die Gassen, auf dem Kirchplatz heizte ein Schmied sein Feuer ein. Zeit für einen Glühwein am Platz.

Zum Absacker kehrten wir noch ins „Stadscafe in den Guldene Crone“ ein und mit dem Vorsatz, im Frühjahr oder Sommer wieder zu kommen, kehrten wir heim. Dann bringen wir mehr Zeit mit für all die Kunst, die wir heute nicht betrachten konnten. Auch für die vielen Kunstwerke und Skulpturen auf den Plätzen und in den Gassen, die dann in hellerem Licht erstrahlen.
Sicherlich steht dann auch das Freilichtmuseum Ootmarsum auf dem Plan, das in typischen Bauernhäuser aus Twente das Leben in der Region vor rund 100 Jahren zeigt.
Weitere Links
Weshalb Ootmarsum die Zwiebelstadt ist und noch mehr über die Kunst im Künstlerdorf schreibt nach-holland.de (und von dort habe ich auch den Tipp bekommen, danke!)
Seite der Tourismusinformation VVV von Ootmarsum
Freut mich riesig, dass mein Tipp so gut gepasst hat. Und Dank deines schönen Artikels, war ich auch ein bisschen mit auf dem Markt in Ootmarsum 🙂
Liebe Grüße aus Holland, Simone
Ja, es war eine ganz besondere Entdeckung, vielen Dank! Ein völlig anderer Besuch, als der in Deinem Artikel, aber gerade deshalb möchte ich hier nochmal im Sommer herkommen.