Allerlei Leckerei – gefüllter Keks und Co.

Auch das ist eine Konstante meiner Hollandbesuche seit den 1970er Jahren: diese wundervollen niederländischen Gebäckspezialitäten. Eine etwas unscheinbare aber doch besonders schmackhafte Variante ist der gefüllte Keks, gevulde koek im Niederländischen. Aber das ist noch nicht alles, es gibt dererlei Verführisches mehr …
Rund, krümlig, gefüllt und einfach magisch …
Es ist eine runder, dunkelbrauner, etwas dicklicher Keks mit einer (oder zwei oder drei) Mandeln oben drauf. Wenn sie fehlt hat wer genascht! Der erste Biss hinein ist krümlig und samt-teigig weich, der zweite aber schon marzipansüß. Das ist die Füllung, gefüllter Keks halt, Marzipan innendrin.
Ich erinnere mich nicht mehr genau an meine erste Begegnung mit ihm. Es mag, wie so viele erste Begegnungen mit holländischen Leckereien, in De Koog auf Texel gewesen sein. Vielleicht bei Bakker Timmer. Genauere Erinnerungen habe ich an die weißen Marzipanrollen mit Cremefüllung und Schokolade an beiden Enden. Ebenfalls auf Texel probiert, aber abgepackt im Supermarkt. Kinderglück, doch als ich sie aus nostalgischen Gründen mal wieder kaufte fand ich sie quietschsüß, beinahe ungenießbar! Sie heißen mergpijpjes, was wörtlich wohl mit Markröllchen zu übersetzen ist.

Meine Wiederbegegnung mit dem gefüllten Keks geschah an einem denkbar unerwarteten Ort: an einem Automaten fernab des Königreichs Oranien, in Berlin. Im Hauptgebäude der Technischen Universität am Rande des Tiergartens stand einer dieser großen Getränke- und Süßigkeitenautomaten, wie sie auch an Bahnhöfen zu finden sind. Geld einwerfen und nach Eingabe einer zweistellige Nummer schiebt eine Spirale ein Exemplar der Auswahl nach vorn, worauf es in ein Fach plumpst, das durch eine Klappe mit der Hand erreichbar ist.
… der gefüllte Keks, de gevulde koek
Über einige Semester in den 1990er-Jahren nahm ich an der TU sonntags an einem Hochschulsportkurs teil. Ich machte es mir zur unregelmäßigen Gewohnheit vor dem Kurs einen gefüllten Keks aus dem Automaten zu ziehen. So wurde der gevoelde koek zu meinem Sonntagsnachmittagsgebäck. Wenn dieser Keks auch einzeln plastikverpackt nach vermutlich Wochen im Automaten noch Suchtpotential entfaltet, dann muss dieser Köstlichkeit ja etwas Besonderes anhaften.
Und genau das tut es! Frisch ist sie selbstredend um ein Vielfaches besser, als aus dem Automaten. So kaufe ich, nicht immer aber hin und wieder, diese holländische Gebäckspezialität bei Besuchen in den Niederlanden ganz frisch beim Bäcker oder relativ frisch im Supermarkt. Aber versprochen: ich gebe mir Mühe, nicht zu viele Leckereien gleichzeitig zu kaufen. Also entweder Stroopwaffeln (stroopwafels) oder gevulde koek oder Lakritz. Die stroopwafel hat, das gebe ich zu, einen größeren Kultstatus, doch kommt der gevulde koek schon sehr bald dahinter.
Auf die Plätzchen, fertig, los!
Kano/Rondo

Neben dem gefüllten Keks gibt es eine Reihe weiterer Gebäcksorten, die für mich typisch niederländisch sind. Ein kano zum Beispiel schmeckt ähnlich wie ein gefüllter Keks, nur hat er keine Marzipanfüllung. Dafür ist die Teigmasse etwas sämiger, wohl wegen des höheren Butteranteils. Der Name kano bedeutet Kanu und rührt von der Form her, die an das Boot erinnert. Es gibt ihn auch kreisrund, dann wird er rondo genannt.
Appel koek

Klein und rund, mit einem Muster aus Teig und Frucht, ein wenig an eine Linzer Torte erinnernd, sind die Apfelplätzchen, appel koek. Und auch sehr mmhh! Geeignet für Anläße, wenn es neben süß auch ein wenig fruchtig sein darf.
Und dann gibt es ja auch noch: kokosmakronen, walnotenkoeken, kruidnoten, pepernoten, Honigkuchen, gefüllte Spekulatius …
Süßstoff für weitere Artikel. Nicht zu viele auf einmal, denn ich muss auf meine schlanke Linie achten und möchte Euch, liebe Leserinnen und Leser, nur ein wenig verführen mit den leckeren Dingen aus Holland.
Oliver, und man sollte immer darauf achten, daß sie mit Butter gebacken sind – und nicht mit Margarine. Die sind zwar geringfügig billiger, schmecken dafür aber deutlich schlechter. Aber Du hast ja so recht: bei ‚gevulde koek‘ und vor allem bei ‚kanos‘ kann ich auch nie widerstehen. Nicht zuletzt, weil sie mich immer an meine niederländische Oma erinnern: die dunkle Stube mit der Holztäfelung und mit den bleiverglasten Fenstern, Teppich auf dem Tisch, poliertes Messing und Kupfer und vor allem der Inbegriff der Gemütlichkeit: eine „Dröppelmina“. – Und daraus dann eine Tasse Kaffee (und zwar in den Tassen, die größenmäßig zwischen einer deutschen Kaffeetasse und einer italienischen Espressotasse liegen) – und dann ein Kano auf der Untertasse…
Oh, Mann, wenn ich den Artikel (tags nach Aschermittwoch) noch lange lese, dann sind wieder alle guten Vorsätze für die Fastenzeit dahin 🙂
Und jetzt habe ich auch noch auf den Link zu dem Kano-Rezept geklickt…
Uli, vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich habe natürlich nicht so schöne Großmuttererinnerungen mit NL-Gebäck. Vielen Dank fürs Teilen mit uns!
Was ist denn eine Dröppelminna? Ich kenne die klassische Porzellankaffeekanne mit so einem Schaumrädchen vorne dran als Tropfenfänger. So etwas?
Hallo Oliver,
nein, eine „Dröppelminna“ ist eine sogenannte Kranenkanne, durchweg aus Zinn, seltener auch aus Kupfer oder Messing oder anderen Legierungen. Heute durchweg aus poliertem Hartzinn. Meist bauchig (oder mitunter auch in Urnenform), die auf drei Füßchen steht. Rein äußerlich ähnelt sie ein bißchen einem Samowar. Oben eine Öffnung mit einem Deckel, dort wird der heiße Kaffee reingeschüttet, und unten am Bauch findet sich ein kleines „Kränchen“, das man öffnet, um den Kaffee in die Tassen auszuschenken. Unter die Dröppelminna (die ja Füßchen hat) stellt man entweder einen kleinen Rechaud, ein Stövchen oder auch ein Teelicht, damit der Kaffee heiß bleibt. „Minna“ oder „Mina“ als Name der vermutlich ebenso bauchig-gemütlichen Hauswirtschafterin und „Dröppel“ eben, weil aus dem Hähnchen schon mal etwas nachtröpfelte, da der Kaffeeesatz sich dort schon mal festsetzte. Wie gesagt, ich kenne sie seit Kindheit aus Limburg, wo meine Oma herstammte, und dort findet man sie auch heute noch häufig. Mehrere meiner dortigen Verwandten haben sie in Gebrauch. Aber ich vermute, daß sie auch in den übrigen Niederlanden bekannt sind. Hier bei uns in Deutschland sind sie vor allem als Bestandteil der „Bergischen Kaffeetafel“ bekannt, aber ich habe mal gehört, daß sie aus den Niederlanden ins Bergische Land kamen und dort zunächst als „Kaffekanne Holländisch Facon“ bekannt waren. Ich selber habe 2 aus Zinn aus dem 18. Jhrdt. (die ich natürlich nicht mehr benutze) und noch 2 oder 3 neue, die ich für Gäste auf den Tisch stelle oder ganz einfach für mich selber an einem Sonntagmorgen. Dazu noch ein Stück ‚rijstevlaai‘ und zur Abrundung noch ein Borreltje des limburgischen Nationalgetränks „Els“…und schon hat der Tag ein Gesicht – und zwar ein freundliches und gemütliches…
Das mit dem freundlichen Gesicht glaube ich sofort 🙂
Die Geschichte der Dröppelminna vermittelt eine große Gemütlichkeit. Ich kenne solche Kannen, aber im Gebrauch habe ich sie noch nie gesehen.
Hallo Oliver,
„gevulde koeken“ mag ich auch sehr 🙂 aber… eigentlich ist es nicht Marzipan, womit die „gevulde koeken“ gefüllt sind, sondern „amandelspijs“, was Google übersetzt als „Mandelpaste“.
Es ist mir schon öfter aufgefallen, dass in Deutschland anscheinend nicht so zwischen Marzipan und Mandelpaste differenziert wird wie in den Niederlanden.
Eine Deutschsprachige Artikel habe ich so auf die Schnelle nicht gefunden, aber vielleicht hilft diese Niederländische Artikel:
http://www.handigebaktips.nl/verschil-amandelspijs-en-marsepein/ :
Marzipan und Mandelpaste („amandelspijs“) bestehen beide aus Mandeln und Zucker, aber bei Marzipan ist es im Verhältnis 1/3 oder 1/4, bei Mandelpaste ist es 1/1. Mandelpaste enthält also deutlich mehr Mandel und ist außerdem gröber.
Auch Weihnachtsstollen enthalten in den Niederlanden „amandelspijs“. In Deutschland ist bei Weihnachtsstollen aber immer (sofern ich bisher beurteilen konnte) von Marzipan die Rede, obwohl es das nach meiner Auffassung nicht ist. Das was in den Stollen drin ist, hat ja nicht die gleiche Konsistenz (und Geschmack) wie z. B. „Marzipan-Eier“ oder Pralinen mit Marzipan.
Beides ist aber lecker :-p
Viele Grüße,
David
Oh und wenn wir doch schon bei der Begriffsklärung sind:-)
„Keks“ wäre in den Niederlanden eher ein „koekje“, also wie Spekulatius oder Plätzchen, kleine knusprige Kekse.
„Koek“, wie bei „gevulde koek“ ist, wie soll ich es sagen, größer, schwerer. Ein „gevulde koek“ dürfte sich mit einer Übersetzung als „Keks“ etwas unterschätzt oder beleidigt fühlen 😉
Lustigerweise ist sich Google hier auch nicht so ganz sicher:
„Koek“ (NL) übersetzt es als „Kuchen“ (DE)
Umgekehrt übersetzt es „Kuchen“ (DE) als „Cake“ (NL)
Schlimme Sachen gibt’s 😀
Das sind gute Hinweise, David. Ich habe mich ehrlich auch schon über die Möglichkeit koek = Kuchen gerätselt. Koek scheint eher der missing link zwischen Kuchen und Keks zu sein. Apfelkuchen ist für mich eher appeltaart, die aber im Deutschen auch keine Apfeltorte ist. Es ist so schwierig mit DE und NL, weil sie einander oft sehr ähnlich sind …
Der Marzipanmasse/Mandelpaste gehe ich auch mal nach … 😉
Schönes Thema 🙂
Hallo, David,
das Übersetzungsproblem mit „koek“ habe ich auch immer wieder – ein Kuchen ist es nicht, ein Keks ist für einen gevulde koek wirklich beleidigend.
Ich habe mich mit mir selbst auf „Küchlein“ geeinigt, damit kann ich am besten leben.
Schwierige Sache, das…. 😀
Hallo Dagmar,
Danke für Deinen Kommentar und schön, dass Du hier etwas gestöbert hast. 🙂
Ich habe auch überlegt, ob ich ‚koek‘ besser mit Kuchen übersetze, aber im Deutschen ist ein Kuchen einfach größer. So wie appeltaart. Das ist ja eigentlich keine Torte, sondern eher ein Kuchen. Küchlein passt gut, denke ich.
Da könnte man wohl einen ganzen Sprachtheorieartikel zu verfassen …
hallo alle,
auf die Frage „was ist eine Dröppelminna“ findet sich leicht eine Antwort: https://nl.wikipedia.org/wiki/Kraantjespot
Im (rechtsrheinischen) Bergischen Land findet mensch die noch öfter in gemütlich eingerichteten Cafés.
Grüsse!
Ah, sehr schön, Danke für den Link! Eine wirklich schöne Kanne!
Sehr lecker!
oh, ja, so isses!