Tradition im Wandel – Krokette vegetarisch
Rituale, Traditionen: vor der Fähre die Krokette

Es war in den frühen 70er-Jahren, damals fuhr ich mit meinen Eltern in jedem Sommer auf die Nordseeinsel Texel. In dieser Zeit wurden sicher die Wurzeln für meine Liebe zum Nachbarland Niederlande gelegt. Aufgebaut auf Ritualen und Traditionen. Es war ein Höhepunkt, wenn wir zum Fahrradverleih schlenderten, nachdem das Zelt aufgebaut war, und wir für die Urlaubstage einen Bollerwagen liehen, in dem ich in eine Decke eingehüllt über den weiten Strand gezogen wurde. Ein weiterer Gang, der in den ersten Urlaubstagen zu erledigen war: die Eisdiele in De Koog, wo es Eiswaffeln gab, die oben oval waren, sodass zwei Eiskugeln nebeneinander hinein passten. Die mussten aber bitte mit Schokoguss überzogen sein. An die frühen Urlaube, ich war vier oder fünf Jahre alt, kann ich mich natürlich nicht mehr genau erinnern, Bilder sind wohl mit Erzählungen aus der Zeit vermischt.
Ein wichtiger Moment am Ferienanfang
Ein wichtiger Moment in jedem Urlaub war aber, und das steht wirklich fest, die Krokette am Fährhafen in Den Helder. Damals boten die Fähren noch nicht so viel Platz und zu Beginn der NRW-Sommerferien standen wir häufig mehrere Stunden bevor wir endlich übersetzen durften. Für mich, das quengelnde Kind, wurde die Zeit versüßt mit dieser herrlich knusprigen Stange, an der ich mir beim ersten Biss so manches Mal den Mund verbrannte.

Später war die Krokette Gegenstand pädagogischer Lektionen. Wenn Eltern die Krokette bezahlen, so lernte ich, dürfen sie auch abbeißen. Eine zweite gab es natürlich nicht. Solch schmerzhafte Kindheitserfahrungen vermögen sicherlich den Wert des begehrten Objekts ins Unermessliche zu steigern. Zumindest bis in die frühen 90er-Jahre, denn seit dem esse ich fleischlos. Seither ist die Erinnerung an das Knusperding auch eher verblasst. Mehr noch: mit Unbehagen denke ich daran zurück, denn eigentlich war die Füllung ordentlich schleimig. Und was genau drin ist möchte ich nicht wissen! Dennoch: es war Kult. Die Krokette, auf Niederländisch kroket.
Krokette vegetarisch
Zuletzt habe ich häufiger fleischlose Varianten gesehen und probiert, neulich im Vlaams friteshuis van Gogh während meines Besuchs in Amersfoort. Dort war die Füllung aus Spinat, Fetakäse und getrockneten Tomaten: sehr würzig und richtig knackig. Die Füllung war vielleicht sogar etwas zu fest für das echte Krokettengefühl.

Fleischkrokette: Resteessen oder königliches Ragout
Die originale kroket ist gefüllt mit einem angedickten Ragout aus Rindfleisch oder Hähnchenfleisch, mit Zwiebeln und Brühe verlängert, gewürzt und dann paniert frittiert. Die Bezeichnung kommt aus dem Französischen. Als croquet oder croquette wurden im 17. Jahrhundert kleine knusprige Lebkuchen bezeichnet, später frittierte Kugeln aus Fleisch, Reis oder Fisch. Wichtig nur: wenn man reinbeißt muss es knacken.
Frühe Rezepte in den Niederlanden finden sich in der königlichen Rezeptsammlung des Kochs von König Willem I..
Vor dem zweiten Weltkrieg war sie eher ein Resteessen, später für lange Zeit der beliebteste Imbisssnack in den Niederlanden. In der Papiertüte, im Brot oder auch „aus der Wand“. Dazu am besten Senf. Mitte der 90er Jahre soll die Krokette von der Frikandel als Snackfavorit abgelöst worden sein.

In der Zeit nach der Krokette war mein fleischloser Lieblingssnack Pommes Frites. Natürlich in erster Linie Pommes speciaal, aber auch mit satésaus (indonesische Erdnusssauce) oder Guacamole. Gerne esse ich auch hin und wieder ein kaassoufflee, hierbei muss man sogar noch besser aufpassen, dass man sich beim ersten Bissen nicht den Mund verbrennt.
Wenn es vegetarische Kroketten gibt, probiere sie gern, war aber bisher nie wirklich überzeugt.
Habt Ihr schon mal eine vegetarische Krokette probiert? War das für Euch eine eigene Spezialität, ein no-go oder kommt es sogar an das Erlebnis kroket heran? Ich freue mich über Tipps und Empfehlungen in den Kommentaren.
Die niederländische Snackbarkette Kwalitaria hat Saisonskroketten. Dort habe ich vergangenen September die „Herbstkrokette“ mit einer Piltrisotto-Füllung gegessen. Ich fand sie gut, kann aber nicht mit Sicherheit sagen, ob sie wirklich vegetarisch war. Viele Krokettenhersteller nutzen nämlich Rindergelatine für die Füllung.
Im Moment gibt es dort die Frühlingskrokette mit Spargel. Die enthält allerdings auch Schinken und käme somit für dich nicht in Frage.
Pilzrisotto ….
Danke für den Tipp, ich achte mal drauf.
Manchmal esse ich versehentlich auch Gelatine, 100%-strikt-vegetarisch ist in der echten Welt zu kompliziert. 😉
Hallo Oliver!
Kroketten fand ich schon als Fleischesser ehrlich gesagt ziemlich eklig. Irgendwo habe ich letztens eine (hoffentlich) vegetarisch gefüllte probiert. Die war aber genauso schleimig und von undefinierbarem Inhalt!
Deine Alternative mit den getrockneten Tomaten hört sich allerdings ganz gut an!
Wenn ich in Millingen am Rhein in der Pommesbude bin, esse ich meistens vegetarische Miniloempias. Vielleicht nicht typisch niederländisch, aber lecker!
Viele Grüße
Carolin
Hallo Carolin,
danke für Deinen Kommentar. In Millingen bin ich auch manchmal und gehe dort in die Snackbar, die asiatische an der Kreuzung, Leontina. Habe die Loempias aber bisher nicht probiert.
Die Krokette in Amersfoort könnte wirklich etwas für Dich sein, keine Spur von schleimig!
Boah, heute habe ich wunderköstliche friet speciaal im dapp frietwinkel in Breda gegessen. Hammer! Und eine groenten-geitenkaas-kroket, auch echt Hammer! Ganz nah dran am Krokettengefühl und vegetarisch! Ich bin begeistert und empfehle uneingeschränkt dapp frietwinkel in Breda, Utrecht, Den Haag, Zwolle und Leiden! Jo! http://frietwinkel.nl/
Müsste nördlich der Flüsse eigentlich patatwinkel heißen, … egal!