Vischpoort in Harderwijk
Vischpoort in Harderwijk

Die Aussichten fürs Wochenende waren grandios: viel Sonne und angenehme Temperaturen, fast schon zu warm für Mitte September. Also sah ich auf die Karte, welche Ziele für einen Tagesausflug in Frage kommen. Ich habe mich für die Hansestadt Harderwijk entschieden. Eine mittelgroße Stadt in der Provinz Gelderland, baulich sehenswert. Obwohl nicht an Nordsee oder dem IJsselmeer gelegen, verbreitet die Lage am Veluwemeer und am Wolderwijd maritimen Charme.

Richtig früh ging es los, also für einen Samstag: gegen sieben Uhr machte ich mich auf den Weg, der Tag brach langsam an. Eine gute Stunde brauchte ich bis zur Grenze in Enschede. Dort verließ ich die Autobahn und wählte eine Route über kleinere Landstraßen. So kamen zur Reisezeit gut 40 Minuten oben drauf, doch bot das gemütliche Fahren schon die ersten touristischen Sehenswürdigkeiten.

Zum Vormittag: Kaffee und Heidekraut

Die geldrischen Orte Lochem und Zutphen bewunderte ich nur im Vorbeifahren. Doh in Voorst (Ortsteil Gietlo) lud mich die Bäckerei Bril zum ersten Stopp mit Frühstückskaffee. Die gemütliche Gestaltung des Cafés war im Vorbeifahren zu erahnen, so bedurfte es nicht des Zimtduftes, um mich zur Einkehr zu überreden. Der aber ließ mich einen Moment länger dort verweilen.

Elspeeter Heide
Elspeeter Heide

Apeldoorn umrundete ich und nach gut zweieinhalb Stunden Fahrt (ab Bergkamen) erreichte ich mein erstes Ziel: die Ortschaft Vierhouten in der Veluwe. Der Name weist auf eine waldreiche Gegend hin: um den Ort herum befinden sich vier Waldgebiete, teilweise auch höchstromantische Heidelandschaften. Besonders in der Zeit der Heideblühte lohnt hier ein Besuch. Ein gut 90-minütiger Spaziergang führte mich durch die Elspeeter Heide, in dieser Zeit des Jahres eine violett gefärbte Ebene. Vom einem Aussichtspunkt überblickte ich das ganze Areal, ein erhabener Moment.

Sonnenanbeter, Delfinbesucher und Benefizläufer

In Harderwijk empfing mich ein großes Aufgebot an Sommergästen. Das im Ort befindliche Delphinarium (das ich hier erwähne, für dessen Besuch ich aber aus grundsätzlichen Erwägungen keine Werbung machen möchte) lockte viele, auch deutsche Familien. Die großen freien Parkflächen lassen mich vermuten, dass es in der Hochsaison sogar noch mehr sind. Das schöne Sommerwetter ließ Badende auf der Strandinsel zusammenkomme. Ein Benefizlauf für Krebsforschung lockte sportliche Gäste an. Unzählige Fahrräder parkten an der Promenade, es war ein Kommen und Gehen.

Für Harderwijk hatte ich mich entschieden, weil ich mich von einem Besuch in meiner Jugend an einen schönen Hafen mit angrenzendem historischen Stadtkern erinnerte. Das Bild fand ich so leider nicht wieder. Um die Hafenbecken wird gerade eine Promenade neu gestaltet. Die Parkflächen für das Delfinarium werden erweitert und das Gelände hinter dem Hafen wird gerade komplett neu entwickelt. Einzig die Windmühle „De Hoop“, die sich fleißig drehte, sie ist noch heute als Kornmühle in Benutzung, und die Hausboote boten ein fotogenes Ensemble.

Harderwijk -Mühle am Hafen
Harderwijk -Mühle am Hafen

Somit war die Ecke um den Stadthafen rasch besichtigt und abgehakt. Doch die Promenade auf dem Weg zur Strandinsel und vor allem die Strandbar „Walhalla“ entschädigten mich auf meiner Suche nach Maritimität.

Strand in der Stadt

Besonderer Tipp auf der Strandinsel: die Strandbar „Walhalla“ befindet sich sich in mehreren Containern , die Einrichtung ist sehr eigenwillig, kunstvoll szenig-hipp.

Aufgrund der vielen Aktivitäten war die Innenstadt sehr gut besucht. Historische Häuserzeilen im typischen Backstein-Stil entlang der Fußgängerzone, ein Marktplatz mit reichlich gastronomischen Sitzgelegenheiten an der frischen Luft, eine stattliche Stadtmauer und ein zentral gelegener Park machen die 46.000 Einwohner zählende Stadt zu einem zauberhaften Ort. Auch wenn die Stadt sich eher auf Regenwetter einzustellen schien. Das lassen die Regenschirme vermuten, die über die Straßen der Innenstadt gespannt waren.

Stadt der Regenschirme - Harderwijk
Stadt der Regenschirme – Harderwijk

Und als ob nicht bereist genug in der Stadt los war, war auch noch Tag des offenen Monuments. So ergab sich mir die Gelegenheit, die enge Wendeltreppe im Linnaeustorentje hinaufzusteigen und den Stadtpark von oben zu betrachten. Eine Büste des Herrn Linnaeus, ein schwedischer Botaniker, ist in einer Nische des Turmes aufgestellt, interessanterweise hinter Gittern. Ich vermutete daher zunächst einen prominenten Gefangenen. Der Stadtpark, einst ein botanischer Garten, und vor allem sein Kräutergarten luden im Anschluss zum Verweilen. Ich nutzte die stille Pause im Trubel des Samstagsnachmittags zur Lektüre des Volkskrant. Noch ein Einkauf der wichtigsten Mitbringsel, dann ging es zur nächsten Station.

Harderwijk Linnaeustorentje
Herr Linnaeus schaut aus seinem Türmchen

… und als Kontrast: Flevoland

Als Kontrast zu dem pittoresken Städtchen Harderwijk führte mich meine nächste Station nach Zeewolde, der Hafenort an der gegenüberliegenden Seite des Veluwesees in der Provinz Flevoland.
Zeewolde liegt auf dem Polder Südflevoland, der seit den 1960er Jahren bewohnt ist. Die ersten Gebäude in Zeewolde entstanden in den 1980er Jahren. Der Kontrast zwischen mittelalterlich gewachsenen und auf dem Reißbrett entworfenen Ortschaften kommt hier besonders zur Geltung, wo sie sich am Seeufer direkt gegenüberliegen. Zeewolde mit seinen 22.000 Einwohnern ist ein gemütlicher und beschaulicher Hafenort, selbst die moderne Innenstadt ist ansprechend gestaltet.

Zeewolde
Zeewolde

Fazit

Harderwijk lohnt sich in jedem Fall für einen Tagesausflug mit Shoppingbummel, je nach Wetter auch zum Baden oder flanieren am Veluwemeer oder auch nur für die Pommes Speciaal. Zusammen mit einem Besuch der Veluwe oder einer Visite auf Flevoland wird die Stadtbesichtigung zu einem abgerundeten Tagesausflug.

Noch mehr über Harderwijk erfahren? Am besten auf der Seite heerlijkharderwijk.nl.