Thorn – Die Weiße Stadt in Limburg

Het Witte Stadje – die Weiße Stadt
Ein ganz besonders magisches Flair hat der Ort Thorn in der niederländischen Provinz Limburg. ‚Het witte stadje‘ wird es genannt, das weiße Städtchen. Der Ort liegt einige Kilometer von Roermond entfernt an der Grenze zu Belgien und an inmitten mehrerer Seen, die sich aus Altarmen in den Auen der Maas gebildet haben.
Vor vielen Jahren habe ich Thorn eher zufällig auf einer Radtour durch die Niederlande entdeckt und ist mir seitdem als ein einmaliger Ort in Erinnerung. In diesem Jahr konnte ich einen Besuch auf dem Wochenmarkt in Venlo mit einem Spaziergang durch Thorn verbinden.
Die meisten der Häuser im Ortszentrum sind weiß getüncht, die Straßenzüge wirken daher einheitlich, fast museal.
Die Plätze und Straßen sind historisch gepflastert, allerdings nicht mit dem typisch niederländischen, rötlichen Backsteinpflaster, sondern mit schwarzen oder grauen Straßenpflastern. Ja, die fietser im Ort wurden einigermassen durchgerüttelt! Die Fensterläden sind dunkel gestrichen, ein mattes schwarz-anthrazit, die Zierelemente der Häuser, wie Stahlnägel zur Halterung der Balken ebenfalls. Auch das unterstreicht den besonderen Charakter des Ortes.
Thorn war vermutlich nicht immer so gut in Schuß, doch heute stehen über 100 Gebäude im Ort unter Denkmalschutz.

Wer die Häuser genauer betrachtet, erkennt die Backsteinstruktur unter der Farbe. Wer noch genau hinsieht, erkennt sogar Steine unterschiedlicher Größe. Und hier kommen wir dem Geheimnis des Ortes auch auf die Spur.
Ein Fürstentum im Namen des Klosters
Früher einmal war Thorn ein einflussreicher Ort. Ein Nonnenkloster hatte viele Ländereien in und um den Ort und gewann an politischem Einfluss. Thorn hatte über Jahrhunderte den Status eines eigenen Fürstentums, regiert von der Äbtissin. Bis 1794, als napoleonische Truppen den Ort eroberten. Sie schliffen das Kloster und erlegten den Bewohnern eine hohe Steuer auf.
Die Steuer berechnete sich auf Grundlage der Fensterfläche eines Hauses zur Straße hin. Da viele Bürger von Thorn nun eine Steuer zu entrichten hatten, die sie sich nicht leisten konnten, griffen sie zu einer Notlösung: die Steine des Klosters wurden kurzerhand genommen und einige Fenster zugemauert. Das Ergebnis erfüllte wohl nicht die ästhetischen Standards zu jeder Zeit, zudem war schnell zu sehen, wer sich die Steuer nicht leisten konnte. Und Armut galt als eine Schande. Also war eine zweite Maßnahme erforderlich: man griff zu Farbe und Pinsel. Die Häuser wurden weiß gestrichen. Vielleicht lagerte im alten Klosterkeller ja noch reichlich weiße Farbe, sodass diese für das ganze Dorf reichte.
Für das ganze Dorf? Nein, einige Häuser sind der Renovierungswelle nicht zum Opfer gefallen. Ihre Fassade zeigt auch heute noch die alte Farbe. Dort wohnten die reicheren Familien, die die Steuer zahlen konnten.
Die Zeit der französischen Besatzung endete bereits 1815 mit der Niederlage bei Waterloo. Die weißen Häuser aber blieben.

Das Gemeindemuseum von Thorn
Einen Besuch im ‚Gemeentemuseum Het land van Thorn‘ ist unbedingt zu empfehlen. Es befindet sich am Wijngaard, dem zentralen Platz gegenüber der Abteikirche. Dort wird die Geschichte der weißen Stadt erklärt. Auch ist dort ein sehr kunstvolles Modell von Thorn zu bewundern, auf dem die Pracht der weißen Straßenzeilen gut zu erkennen ist. Hier zeigen sich für einen späteren Stadtrundgang auch besonders schöne Wege und Fotoperspektiven.
Informationen zum Gemeindemuseum Thorn
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 Uhr bis 16 Uhr
Eintrittspreis: Erwachsene 3,50 €, inklusive Audiotour 4,50 €, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre 2,00 € (2,50 €)
Adresse: Gemeentemuseum Het land van Thorn, Wijngaard 14, 6017 AG Thorn

Nach dem Museumsbesuch machte ich noch eine Runde, bei der die Straßen in ein wundervolles Abendlicht getaucht waren.
In die Region: um Thorn herum
Ein Ausflug nach Thorn läßt sich sehr gut mit einem Stadtbummel in Roermond (15 Kilometer) , Venlo (45 Kilometer) oder Sittard (25 Kilometer) verbinden.
Im Sommer lohnt sich ein Besuch am See De Grote Hegge, dort ist auch ein Strandbad (Dagstrand Thorn) und er wird zum Surfen und Tauchen empfohlen.
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