Oli mit Ajax- und BVB- Schal
Von Ajax Amsterdam zum BVB – willkommen Peter Bosz – das hier ist nicht Peter Bosz, ich bin’s nur.

Beste Peter,

so fange ich einfach mal an. Freundlich, persönlich, wie Du es als Holländer sicher gewohnt bist. Okay, als Gelderländer. Das nimmt man hierzulande nicht immer so genau! Das wirst Du sicherlich bald merken. Ich habe mich riesig gefreut, ehrlich! Ein Niederländer wird Trainer von Borussia Dortmund, von „meinen“ Borussen. Doch, Thomas Tuchel mochte ich sehr, aber es ging einfach nicht weiter, das war schon deutlich herauszuhören aus den Kommentaren der letzten Wochen. Als Liebhaber der Polder und Mühlen (und von Ajax Amsterdam!) freue ich mich umso mehr, dass ein Niederländer seine Nachfolge antritt.

Das wird garantiert nicht leicht! Deshalb gebe ich Dir ein paar Tipps, wie Du am besten mit den Deutschen hier zurecht kommst. Die sagen vielleicht sogar, dass sie gut mit Dir klar kommen. Das ist freundlich und nicht anstößig, dann nicht lachen!

Sag nicht Brakkel!

Das erste, was Du vielleicht siehst, wenn Du das Trainingsgelände in Dortmund-Brackel  – sag nicht Brakkel, sondern eher Braakel, das ist das westfälische Dehnungs-ck – ist ein Fußballschuh in Größe 60. Jo! Der ist riesig! Das ist der Schuh von Thomas Tuchel. Der hat große Spuren hinterlassen. Es wird nicht leicht, in seine Fußstapfen zu treten. Doch er hat nicht die Größten: um die Ecke, etwas weiter hinten bei den Fotos der altehrwürdigen – wichtiges Wort in einem Traditionsverein! – Mannschaftskapitäne, da steht ein Fußballschuh in Größe 70. Der wiegt noch viel mehr: der ist von Jürgen Klopp. Auch wenn Thomas Tuchel ein paar Punkte pro Spiel mehr geholt hat, der Jürgen, ja, der strahlt noch viel heller. Ich wünsche Dir, dass Du beide in kürze überstrahlst. Das geht erstens mit einem Sieg über Schalke, zweitens mit einem Sieg über Bayern und drittens mit einem Sieg über Leipzig.

Fuß von Uwe Seeler
Sehr großer Fußstapfen – okay, dieser ist von Uwe Seeler, aber uns Jürgen ist genauso groß –  CC BY-SA 3.0

Was zählt is Maloche auffem Platz

Zwei wichtige Wörter für den Umgang mit dem Westfalen sind Kumpel und Maloche. Ein Kumpel ist ein Freund, aber auch ein Gleichgesinnter. Lekker biertje trinken, das macht man mit Kumpeln. Ja auch Skat spielen, das hattest Du diese Woche ja schon auf der Pressekonferenz. Der Begriff Kumpel kommt eigentlich vom Bergbau, das ist da so wie Kollege. Die Bergleute, das sind eigentlich Knappen, aber der Ausdruck ist in Dortmund verboten, weil das die Blau-Weißen sind. Gelsenkirchen darf man auch nicht unbedingt sagen, besser Herne-West.

Maloche jedenfalls ist das was zählt, auf dem Platz. Das feiert die Südtribüne. Einsatz! Die Südtribüne, das ist … ach was erzähle ich, das hat sich auch bis nach Amsterdam  herumgesprochen.
Also Maloche. Bloed, zweet en tranen, Blut, Schweiß und Tränen. Das will man hier sehen! 95 Minuten lang! Also nicht wirklich Blut, wenn sich jemand verletzt, vor allem nicht Marco Reus. Auch nicht Tränen, wenn man verliert, aber rennen und kämpfen bis es weh tut! Das wird honoriert.

Aber Du spielst ja auch gerne nach vorne, also lässt spielen, offensiv, schnell kombinieren und so. Und ehrlich, wie Du mit der Jugendtruppe von Ajax in der vergangenen Saison die Europa-League gestürmt hast, alle Achtung!

Westfalen ist nicht Rheinland!

Wichtig! Ganz wichtig in Dortmund: der Unterschied zwischen Rheinland und Westfalen. Das ist in etwa so, wie Holland und Gelderland, das sind zwei unterschiedliche Charaktere, zwei Nationalitäten. Dortmund ist Westfalen, Köln ist Rheinland. Der Rheinländer ist fröhlich und gesellig, er feiert Karneval. Der Westfale Schützenfest. Der Westfale wirkt eher mürrisch und wortkarg. Das ist er innerlich aber ganz und gar nicht, da geht er voll ab. Auch wenn er zum Lachen in den Keller geht. Oder zum Feiern auf die Südtribüne.

Selbst ein „Tach, Du ollen Blödkopp!“ oder Schlimmeres kann freundlich gemeint sein. Nicht täuschen lassen!
Natürlich wird niemand zu Dir „Tach, ollen Blödkopp!“ sagen, außer der BVB steht Ende Oktober auf dem 15. Tabellenplatz. Dann würde ich sogar davon ausgehen, dass es ernst gemeint ist. Aber wenn die Jungs das mal untereinander sagen, dann ist das herzlich. Auf westfälische Art eben.

 

Karte von NRW
Rheinland (grün) = Karneval, Westfalen (rot) = Schützenfest – CC BY-SA 3.0

Kennst Du eigentlich Bert van Marwijk? Ach, lassen wir das lieber.

 Auch noch wichtig:

Schalke, das ist wie Feyennoord, außer dass die nie Meister werden.

Pommes speciaal gibt es auf dem Westenhellweg unten zwischen Kaufhof und Saturn. Der Chef spricht übrigens Niederländisch.

Wasser gibt es in Dortmund auch, den Phoenixsee. Aber da ist immer viel los, frag mal den Weidenfeller. Schöner und ruhiger ist es im Sauerland, da soll man ja mit Niederländisch auch gut klar kommen. Nicht lachen!

Lieber Peter, van harte welkom in Dortmund en heel veel succes toegewenst. En ook plezier, maar die komt hopelijk met de succes!

Een hartelijke groet,

Oli