Kultur und Shoppen umfasst mein erster Tagesausflugs-Tipp, der in die Hauptstadt der Provinz Gelderland nach Arnhem, bzw. auf deutsch Arnheim, führt. Unweit der 150.000 Einwohner zählenden Metropole am Niederrhein liegt der Nationalpark De Hoge Veluwe. Es beherbergt einen wahren Kunsttempel, das Kröller-Müller Museum. Auf meiner Besuchsliste stand es schon lange weit oben.

Kröller-Müller Museum: Zeitgenössische Videokunst Tür an Tür mit Picasso und van Gogh

In Kunstkreisen hat es einen klangvollen Namen, doch ist es bei weitem nicht so bekannt, wie die Amsterdamer Museen. Doch es beherbergt es Kunstschätze von internationalem Rang, unter anderem die zweitgrößte van Gogh Sammlung der Welt. Mit 90 Gemälden und 180 Zeichnungen aus allen Schaffensperioden bietet sie eine Zeitreise durch die Epochen der künstlerischen Entwicklung des außergewöhnlichen Künstlers. Zudem sind Werke von Picasso, Renoir, Monet und Mondrian ausgestellt. Der Park beherbergt einen der größten Skulpturengärten Europas. Für mich auch eine Wiederbegegnung einigen Ölfässern von Christo, die mich 1999 im Gasometer Oberhausen, dort allerdings 16.000 Stück, in Staunen versetzen.

Die Ruhe vor dem Sturm am Kröller-Müller-Museum
Die Ruhe vor dem Sturm am Kröller-Müller Museum

War van Gogh kurzsichtig?

Ich fand mich an diesem Samstag bereits kurz nach Öffnung des Hauses zwischen mehreren Reisebusgruppen wieder. Die anfängliche Ruhe, die mir zuvor einige intime Momente in Gegenwart der großen Werke schenkte, war dahin. Nun musste ich mich für die richtige Perspektive zur Skulptur oder zum Bild zwischen Betrachtergruppen drängen, mich einreihen manchmal auch wartend anstellen. Doch gesellte ich mich einfach für einen Moment zu einer Führung und konnte so begeisterten Ausführungen über van Gogh lauschen. Kurzsichtig soll er gewesen sein. Das erkenne man an seiner Darstellung der Sterne auf dem berühmten Bild Caféterras bij nacht, das mit dem Straßencafé. Dort haben die Sterne einen sehr großen Hof. Künstlerische Freiheit oder impressionistische Wiedergabe des Seherlebnisses des Künstlers? Interessant.

Wer einen detaillierten Überblick über verschiedene Kunstepochen gewinnen möchte, dem sei das Kröller-Müller Museum unbedingt ans Herz gelegt. Aber auch für den schon versierten Kunstkenner bietet die Sammlung noch Unbekanntes. In einer zeitgenössischen Ausstellung sind Werke niederländischer Objektkünstler und auch Videoinstallationen zu sehen. Die Ausstellungen wechseln allerdings von Zeit zu Zeit.

Lohnend ist eine Tour mit dem Audioguide oder gleich eine Führung, die auf Niederländisch, Deutsch, Englisch, Spanisch oder Französisch angeboten werden. Der Eintritt kostet 18,50 €, wer mit dem Auto anreist, zahlt 6,50 € für eine Tageszufahrt in den Park Hoge Veluwe. Alternativ gibt es Parkplätze an den Eingängen zum Nationalpark, von wo sich die Weiterreise mit den kostenlosen weißen Leihfahrrädern zum Museum anbietet, ca. 2,5 km ab Otterlo. Hier lohnt sich ganz bestimmt auch eine größere Radelrunde.

Viel Landschaft, seltene Tiere und weiße fietsen

Der Nationalpark Hoge Veluwe bietet auf einer Fläche von über 50 Quadratkilometern reizvolle und abwechslungsreiche Landschaften: Wald, Heide und aus Flugsand gebildeten Binnendünen. Auch die Fauna ist einzigartig: Birkhühner, Mufflons und bedrohte Reptilienarten sind hier heimisch. Diese auch zu erspähen erfordert allerdings Geduld und Glück. Doch auch eine schnelle Runde mit dem fiets gibt schon einen Eindruck von der besonderen Natur der Hoge Veluwe. Ich begnügte mich mit dem Blick aus dem Seitenfenster meines Wagens, nächstes Mal mehr.

Die Ortschaften und Anwesen rund um den Park strahlen aus, dass man hier gesteigerten Wert auf ein gediegenes Erscheinungsbild legt. Denn noch mehr als in anderen Ecken des Landes sind die Vorgärten liebevoll gestaltet, die Wände alter Stallungen weiß getüncht und mit große Fensterfronten zu Landvillen umgestaltet.  Auch das Örtchen Otterlo, das ich nach dem Museumsbesuch noch erkundete, strahlt Kleinstadtglück aus.

Einkehr in Otterlo

Nach dem ganzen Kunst- und Naturgenuss brauche ich nämlich schnell wieder etwas Bodenständiges. Ich entscheide mich für eine mittägliche Pommes-Speciaal und finde an der Dorfkreuzung von Otterlo eine passende Snackbar. Ich freue mich dass es hier auch ein Getränk „Radler“ gibt, und fahre alsbald nach Arnhem weiter.

An der Brücke von Arnhem/Arnheim
An der Brücke von Arnhem/Arnheim

Shopping in der Innenstadt und ein Blick zur berühmten Brücke

Hier stand Shopping auf dem Programm, zumal sich das Wetter, gerade angekommen, für Dauerregen entschied. Die Umfahrt der Stadt auf dem Centrumring zeigt bereits den Charm einer moderne Metropole. Mit rund 150.000 Einwohnern ist Arnhem Hauptstadt der Provinz Gelderland. Ich schlenderte zunächst durch die Gassen der Altstadt, ein Geflecht aus Einkaufsstraßen mit den üblichen Jeans-, Schuh- und Kramgeschäften. Zum Einkaufen top, doch fehlte mir hier vor allem das Schuckelige, was niederländische Städte oftmals ausmacht.

Ich stöberte durch einige Klamottenläden, suchte verzweifelt ein größeres Buchgeschäft, auf Nachfrage wurde mir die Bahnhofsbuchhandlung empfohlen. Natürlich durfte die bekannteste Sehenswürdigkeit der Stadt nicht fehlen: die Brücke von Arnhem. Im Jahre 1945 war sie heiß umkämpft, von deutschen Besatzern verteidigt, von vordringenden Alliierten schließlich erobert. Die Brücke liegt am Rande der Innenstadt und ist heute eine verkehrsreiche Straßenverbindung über den Nederrijn, der schmalere der beiden Rheinarme, in die sich der große Strom einige Kilometer vor Arnhem teilt.

Abseits der Innenstadt – Modeviertel und internationaler Flair

Neben der Innenstadt ist auch ein Besuch der Steenstraat einen Besuch Wert. Hier finden sich internationale Lebensmittelgeschäfte und Gastro zwischen Baguetterie, Dönerläden und das Grand Café Metropole.

Einen besonderen Ruf als Design- und Modezentrum hat Arnhem sich erworben. Die Kunsthochschule ArtEZ bietet einen Studiengang Modedesign an. Die kreative Modeszene, die nicht nach Amsterdam oder Düsseldorf abgewandert ist, hat sich im Stadtviertel Klarendal mit zahlreichen Mode- und Designläden und auch einer vielfältigen Gastronomie niedergelassen. Das Viertel trägt so den Namen Modekwartier. Ich muss gestehen, dass ich dort nicht war, aber ich habe es mir ganz sicher für meinen nächsten Besuch nur aufgehoben.

Die Lektüre zum Film
Die Lektüre zum Film

Zum Abschluss noch mal Kultur

Ich habe mich zum Abschluss nochmal für Kultur entschieden, im Stadbioscoop Rembrandt am Velperplein lief der niederländischer Film „Of ik gek ben“, das Regiedebut des Schauspielers Frank Lammers. Auch wenn ich sicherlich nicht alles verstanden habe, war es ein besonderes Kinoerlebnis. Im Kino fand ich bemerkenswert, dass ich alle Zahlungen mit der Karte vornehmen konnte. Bargeld ist tatsächlich hier nicht mehr gern gesehen, selbst der Snack für den Film wird einzeln mit der Karte abgerechnet.

Fazit

Arnhem ist ein lohnendes Ziel für den Stadtbummel mit Fokus auf Shopping, vor allem für besondere Designerkleidung. Wer den koffie verkeerd an der Gracht genießen möchte, wird hier eher nicht fündig. An einem Tag ist zusätzlich zum Stadtbummel auch ein Besuch des Nationalparks De Hoge Veluwe und das Kröller-Müller Museums gut einzuplanen, aber intensiv lassen sich besser zwei der drei Ziele verbinden.

Die Anreise erfolgt recht bequem über die A3, ca. 90 Kilometer ab Oberhausen. Auch der ICE von Köln nach Amsterdam hält in Arnhem.

In den Parkhäusern am Centrumring kostet das Parken tagsüber 2,20 € pro Stunde.