knuffelcontact

Andere Zeiten andere Worte …

Besondere Umstände äußern sich in kreativen Wortschöpfungen. Unsere Routinen, unser Alltag, unsere Wahrnehmungen ändern sich. Daher sind Zeiten wie die aktuelle in der Corona-Krise auch kreative Zeiten. Es bedarf neuer Wörter, um die neue Situation angemessen zu beschreiben. Oft ergeben sich auch komische Wortschöpfungen, die bestimmte Aspekte der neuen Situation genau auf den Punkt bringen. Denn kreativer Humor ist schließlich nicht die schlechteste Art, eine monatelange Krisensituation durchzustehen.

Im Deutschen gibt es eine ganze Reihe von Wortschöpfungen Rund um Quarantäne und Corona. Sehr schnell hat sich der Schnutenpulli etabliert und was ein Covidiot für Theorien vertritt wissen wir nur allzu gut. Wie sieht es im Niederländischen aus? Ich habe mich auf die Suche begeben, nach neuen, schönen sprachlichen Kreationen, die das Leben mit Corona beschreiben.

Knuffelcontact

Das bekannteste ist sicher der knuffelcontact, obwohl es eine flämische Erfindung ist. Doch knuffelen bedeutet auch im Niederländischen umarmen. Auch ein Kuscheltier wird als knuffel bezeichnet. Der knuffelcontact ist in der offiziellen Anweisung des belgischen Gesundheitsminsteriums die eine (!) Person, mit der man während der Zeit der Kontaktbeschränkungen engen, körperlichen Kontakt haben darf. Das Wort machte international Schlagzeilen und wurde zum flämischen Wort des Jahres. Ist ja auch süß, wer möchte nicht sofort einen knuffelcontact haben!

Hauthunger, Hustenscham und mehr

Doch dieses Wort, das es zu offiziellen Ehre geschafft hat, ist nicht das einzige, das unsere Nachbarinnen und Nachbarn während der Pandemie ersonnen haben. Ich habe eine Reihe weiterer Wörter gefunden, die einen Aspekt der Corona-Zeit auf den Punkt bringen. Hier ist meine Auswahl:

huidhonger – HauthungerDas Verlangen nach körperlichem Kontakt, wenn man zu lange alleine daheim ist

voetkussen – Fußkuss – Da weder das Händeschütteln noch der Handkuss derzeit ratsam sind, berühren sich viele zur Begrüßung kurz mit der Faust oder dem Ellenbogen. Alternativ ginge natürlich ein Fußkuss, doch wäre das wirklich charmant?

hoestschaamte – Hustenscham – Bitte nicht husten! Zumindest in Gegenwart von anderen Menschen. Ja, ich gebe zu, dass ich Menschen, die im Supermarkt husteten oder schnieften schon mal streng angesehen habe. Man weiß ja nie! Corona lauert unsichtbar vielleicht am Obststand! Also lieber den Hustenreiz unterdrücken, egal, ob er von einem Virus oder einem Krümel stammt, danke!

Costa Coronia – Im Sommer 2020 war Urlaub im eigenen Land angesagt, in eigen land. Anstelle der spanischen oder türkischen Küste waren die Zeltplätze in den Niederlanden gut gefüllt, für unsere Nachbarinnen und Nachbarn die Costa Coronia.

toogviroloog – Kneipenvirologe – In Deutschland kursierte im Frühjahr 2020 der Spruch „früher hatten wir 80 Millionen Bundestrainer, heute haben wir 80 Millionen Virologen“. Alle haben plötzlich Ahnung von einer Sache und alle tun dies Kund, das Niveau steigt dabei nicht unbedingt …

quarantinderenIn der Quarantäne online auf Partnersuche gehen –  anders als online ist es derzeit schwierig …

Koningbinnendag – Königstag daheim – eine wunderbare Wortschöpfung, da das Wort binnen, für „in der Wohnung bleiben“, in den Königstag integriert wird, dadurch an den koninginnendag, den Königinnentag erinnert, den es ja bis 2013 gab.

blotesnoetenland – Nacktschnutenland – Ein Land, in dem die Menschen trotz Pandemie keinen Gesichtsschutz tragen. Welches Land könnte hier in schönster Selbstironie gemeint sein?

 

Noch mehr Corona-Wörter?

Noch mehr Corona-Wörter auf Niederländisch? Hier habe ich eine sehr ausführliche Liste mit Corona-Neuschöpfungen und Begriffen rund um das Virus gefunden.

Hast Du, haben Sie, liebe Leserin, lieber Leser, auch ein Lieblingswort, das die Pandemielage humorvoll beschreibt? Egal, ob es auf deutsch oder niederländisch ist, ich freue mich über einen Kommentar!