Besuch des niederländischen Königspaares in Schwerin - König Willem-Alexander und Königin Máxima
König Willem-Alexander und Königin Máxima auf der Treppe der Orangerie

Das wichtigste vorab: Ich durfte dem niederländischen Königspaar begegnen!

König Willem-Alexander und Königin Máxima der Niederlande waren zu einem Arbeitsbesuch in Mecklenburg-Vorpommern und ich durfte die hohen Gäste dabei ein Stück begleiten.

Und nein: eine Frage konnte ich ihnen leider nicht stellen, auch hatte ich keine Gelegenheit für ein gemeinsames Foto. Doch aus zweiter Reihe einige Aufnahmen schießen zu können, das war schon aufregend und beeindruckend genug. Ebenso, der Rede des Königs in der Orangerie des Schweriner Schlosses beizuwohnen.

Wie es dazu kam:

Ein Tag im Pressetross beim Königsbesuch

Das niederländische Königspaar würde in einigen Wochen Mecklenburg-Vorpommern und damit auch der Landeshauptstadt Schwerin einen Besuch abstattet. So hatte ich im April diesen Jahres erfahren.

Etwa zehn Jahre lang, von 2004 bis 2013, habe ich fest in Schwerin gewohnt. Nun teile ich die wunderschöne Residenzstadt in Mecklenburg als Wohnort mit meinem Geburtsort Unna, als Pendler zwischen Ruhrgebiet und Mecklenburg. Ein König und eine Königin in Schwerin ist quasi wie ein royaler Besuch vor der eigenen Haustür. Das schaue ich mir unbedingt an!

Besuch des niederländischen Königspaares in Schwerin - Willkommensgruß
Welkom in Schwerin Majesteiten!

Botschaft oder Staatskanzlei?

Aber nur als Zaungast? Eigentlich könnte ich sogar, als relevantes Medium der deutsch-niederländischen Beziehung, ähem, doch auch ganz ordentlich anfragen, ob ich nicht richtig dabei sein darf. In irgendeiner Form. Ich könnte beispielsweise auf einwandfreiem Niederländisch dem Königspaar die ganzen hübschen Gebäude hier erklären! Kann man doch mal anbieten. Also schrieb ich an die niederländische Botschaft, erklärte mein Anliegen und fragte, was ich tun könne, um beim Empfang der hohen Gäste aus den Niederlanden dabei sein zu können.

Nun, ich solle mich an die Gastgeberin wenden, die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig. Der offizielle Weg ginge über die Pressstelle der Staatskanzlei in Schwerin. Also auf diesem Weg, E-Mail schicken, abwarten.

Es dauerte nicht lang, da bekam ich einen Link auf ein Antragsformular für eine Presseakkreditierung zugesendet. Dort standen alle Etappen des Arbeitsbesuches aufgelistet: Eintrag in das Gästebuch hier und dort, Rede im Schloss, Fototermine. Ich durfte Kreuzchen machen, wo ich beizuwohnen wünschte. Ausgefüllt, abgeschickt.

Besuch des niederländischen Königspaares in Schwerin - Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, König Willem
Roter Teppich vor der Staatskanzlei: Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, König Willem-Alexander, Königin Máxima, Stefan Schwesig (v.l.n.r.)

Ein Holland-Fan in Schwerin …

Hm, okay, da stand jetzt gar nichts weiter an Details, ich konnte also meine lokale Kompetenz und die deutsch-niederländische Expertise gar nicht recht anpreisen. Schade, vermutlich war das doch etwas zu hoch gegriffen.

Aber so als Experte für Nachbarschaftliches, da könnte ich meine Dienste auch den klassischen Medien anbieten, oder? Anfrage an NDR Landesstudio Schwerin und die Schweriner Volkszeitung gestellt.

Nö, schon alles geplant, Royality als Thema sei gerade nicht soo relevant um noch extra was zu machen. Vielleicht ginge aber ein kleines Interview mit mir für den Hörfunk, so als echter Holland-Fan aus Schwerin. Wäre das was? „Niederlande!“ korrigiere ich. „Aha. Ja, wir melden uns.“

Stattdessen ruft mich alle zwei Tage meine Mutter an: „Und schon was vom König gehört?“

„Nein, der meldet sich auch nicht bei mir, die Staatskanzlei, das ist, ach egal …“

Ich bereue, das Thema in einem Nebensatz einmal erwähnt zu haben.

Und dann einfach warten …

Der Termin kam näher, es war inzwischen der Freitag vor dem Montag an dem der Besuch anstand. Noch keine Nachricht aus der Staatskanzlei. Ach, na gut, ist auch nicht so wichtig. Royality halt. Wenn ich König Willem-Alexander mal treffen wollte, dann für ein Interview zur 100. Folge des Polderblick-Podcasts

Ach, frag doch trotzdem mal nach, unbedeutender Blogger hin oder her.

Besuch des niederländischen Königspaares in Schwerin - Kameras vor der Orangerie
Warten auf den nächsten Fototermin

Herr Hübner, Sie sind dabei …

E-Mail an die Presseabteilung der Staatskanzlei, zwei Minuten später der Anruf: „Ach, Herr Hübner, Sie haben noch keine Antwort? Das tut uns leid, natürlich dürfen Sie …“

Wow! Und: Ahhhhhhh, am Montag treffe ich die Königs! Juhu! Panik! Was zieht man da an, was brauche ich alles, was muss ich bedenken, worauf muss ich achten, was darf ich nicht vergessen, darf ich die überhaupt etwas fragen? Passt mein Anzug noch, den ich zuletzt 2013 trug? Schaffe ich es heute noch zum Friseur? Wie spricht man so einen König, falls es dazu eine Gelegenheit gibt, überhaupt an? Schnell noch die Ahnentafel der Oranjes auswendig lernen, mindestens zurück bis zum Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin, dem Ururgroßvater des Königs. Ja, Mecklenburg-Schwerin, es ist also für den König auch ein Verwandtenbesuch im Schloss!

Ich glaube, das habe ich alles auf einmal gedacht. Als die Gedanken sich etwas beruhigt hatten, musste ein Plan her.

Besuch des niederländischen Königspaares in Schwerin - König Willem-Alexander und Königin Máxima
König Willem-Alexander und Königin Máxima auf der Treppe der Orangerie

Schnell, schnell, ein Plan muss her

Nicht vergessen:

  • Kleine Kamera, für im Gewühl der Pressemenschen
  • Podcast-Aufnahmegerät für alle Fälle
  • alle Akkus aufladen
  • alle Speicherkarten leeren
  • Anzug testen
  • Hemd auswählen
  • Krawatte auswählen
  • Schuhe auswählen,
  • Schuhe putzen
  • Entscheiden: Tasche mitnehmen oder lieber die Hände frei haben
  • Wetterprognose beachten
  • Regenschirm mitnehmen, den kleinen
  • Ersatzhemd, Ersatzunterhemd, Ersatzhose
  • Essen im Auto deponieren, darf aber nicht kleckern

War’s das? Fehlt auch nichts?

Begegnung mit Oranje-Fans, Willem-Alexander und Máxima in Schwerin
Begegnung mit Oranje-Fans vor dem Schloss

Erwartungen abstecken: Was will ich überhaupt?

Als die erste Aufregung sich gelegt hatte, überwog bei mir vor allem die Freude, auf die Begegnung mit den hohen Gästen aus dem Nachbarland. Doch bald stellte sich mir die Frage, was ich von dem Tag realistisch erwarten kann und was ich mir davon verspreche. Bloggen und Fotografieren? Als rasender Adelsreporter auf allen Sozialen Medien live und in Farbe berichten? Auf Stimmenfang für einen Podcast gehen? Einfach nur dabei sein und die Atmosphäre genießen?

Ich bemühte mich, meine Erwartungen nicht zu hoch zu hängen. Es soll in erster Linie eine Erfahrung werden, denn an solch einem offiziellen Pressetermin hatte ich bisher noch nicht teilgenommen. Zwei-drei schöne Fotos schießen und einfach mal mitlaufen, abwarten was passiert. Und wenn sich eine Gelegenheit für eine kurze Frage ergibt, umso besser.

Noch etwas Recherche betreiben, die offizielle Ansprache für das Königspaar lautet ‚Seine Majestät König Willem-Alexander‘ und ‚Ihre Majestät Königin Máxima‘. Der vollständige Titel des Königs ist ellenlang und wird sicherlich nicht so häufig aufgesagt.

Der vollständige Titel des Königs

König der Niederlande, Prinz von Oranien-Nassau, Jonkheer van Amsberg, Graf von Katzenelnbogen, Graf von Vianden, Graf von Diez, Graf von Spiegelberg, Graf von Buren, Graf von Leerdam, Graf von Culemborg, Marquis von Veere und Vlissingen, Baron von Breda, Baron von Diest, Baron von Beilstein, Baron der Stadt Grave und des Cuyker Landes, Baron von IJsselstein, Baron von Cranendonk, Baron von Eindhoven, Baron von Liesveld, Erb- und Freiherr von Ameland, Herr von Borculo, Herr von Bredevoort, Herr von Lichtenvoorde, Herr von ‚t Loo, Herr von Geertruidenberg, Herr von Klundert, Herr von Zevenbergen, Herr von Hoge und Lage Zwaluwe, Herr von Naaldwijk, Herr von Polanen, Herr von St. Maartensdijk, Herr von Soest, Baarn und Ter Eem, Herr von Willemstad, Herr von Steenbergen, Herr von Montfort, Herr von St. Vith, Herr von Bütgenbach, Herr von Dasburg, Erbburggraf von Antwerpen.

Interessant, aber auswendig lernen werde ich das nicht. Besonders gefällt mir das mit dem Katzenelnbogen.

Das und noch weiteres Wissenswerte rund um das niederländische Königshaus verrät dessen Internetseite.

 

Landtag Schwerin, Königin Máxima trägt sich ein ins Gästebuch
Eintrag ins Gästebuch des Landtages mit den stellvertretenden Landtagspräsidentinnen Dr. Mignon Schwenke und Beate Schlupp

Da, da, sie kommen!

Und dann kam der große Tag, Montag, der 20. Mai 2019. Bei der Ausgabe der Pressemarke in der Staatskanzlei erfuhr ich, dass ich bei allen gewünschten Terminen dabei sein dürfte, bei den Reden in der Orangerie und beim Eintrag ins Gästebuch des Landtages. Auch bei allen Terminen am späteren Nachmittag in Rostock, wo das Königspaar sich am Leibniz-Institut für Ostseeforschung über den Küstenschutz austauschen wird.

Am Eingang der Staatskanzlei spielte sich das Landespolizeiorchester warm und die ersten Fans standen bereit, rund eine halbe Stunde vor Ankunft des Königspaares. Für die Presse war eine Ecke seitlich des Einganges abgesperrt. Die Profifotografen hatten ihre Fußtreppchen bereits in die erste Reihe gestellt. Einige waren auffällig elegant gekleidet, für andere schien es ein ganz normaler Job zu sein, kurzes Polohemd und Sandalen dafür angemessen genug. Ich war überrascht, dass ich in der Presseecke hauptsächlich Niederländisch hörte.

Ministerpräsidentin Schwesig trägt Orange, Königin Máxima Rosa

Ministerpräsidentin Schwesig kam rund zehn Minuten vor dem Ankunftstermin aus der Staatskanzlei und begrüßte die vielen wartenden Fans des Königshauses. Auch sie war königlich gekleidet, in einem leuchtend orangefarbenen Kleid aus schwerer Taftseide, ein farblicher Gruß an die Gäste aus dem Haus von Oranje.

Lustig: Später erfuhr ich, dass das Kleid von der Schweriner Modedesignerin Britta Bormann entworfen wurde, die die Boutique BrioBri mit Atelier in der Münzstraße betreibt. Sie kenne ich über gemeinsame Freunde. Das ist Schwerin, unser schönes Landeshauptdorf!

Pressetermin Königspaar
Nah dran am Geschehen …

Die Ankunft des Königspaares kündigte sich mit einer rasanten Einfahrt von zwei Limousinen an, Sicherheitscheck vermutlich, gefolgt von einer Motorradeskorte, sieben vorab, dahinter mehrere Fahrzeuge, eines davon mit einem orangefarbenen Wimpel, zwei weitere Motorräder hintenan. Beeindruckend.

Das Königspaar stieg aus, Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und ihr Mann Stefan Schwesig begrüßten die hohen Gäste und stellten sich für ein Pressefoto auf dem Roten Teppich auf. Ui, jetzt schnell, durch die Agenturfotografen hindurch eine freie Sicht und eine gute Perspektive finden. Nicht so einfach. Hier erkannte ich den Vorteil eines Selfie-Sticks, den eine Journalistin dabei hatte. Ja, ich bin auch hier zum Lernen.

Nach zwei Minuten waren alle bereits im Gebäude der Staatskanzlei verschwunden. Habe ich mich wohl richtig entschieden? Ich hatte die Wahl hier oder am Fototermin in der Staatskanzlei teilzunehmen. Ich denke ich habe die richtige Wahl getroffen, denn die Ankunft der königlichen Kolonne mitzuerleben war spektakulär.

Die Gäste speisen, die Presse wartet

Nun war etwas Zeit, erst in einer halben Stunde ging das Programm im Schloss weiter.

Am ‚Mittagsessen auf Einladung der Ministerpräsidentin in der Orangerie des Schweriner Schlosses‘ teilnehmen zu dürfen, wie mein Presseprogramm den nächsten Punkt beschrieb, bedeutete nicht etwa, dass ich von den Köstlichkeiten kosten konnte. Aber ich durfte der Begrüßungsrede der Ministerpräsidentin und des Königs vor dem Mahl lauschen. Die Tafeln in der Orangerie waren feierlich eingedeckt und weitere Gäste aus Politik und Gesellschaft Mecklenburg-Vorpommerns geladen.

König Willem-Alexander sprach in ausgezeichnetem Deutsch über nachbarschaftliche Beziehungen, fachlichen Austausch zwischen zwei Ländern, die nahe am Wasser gebaut sind und betonte seine familiären Wurzeln in Schwerin. Denn in eben diesem Schloss wurde sein Urgroßvater als jüngster Sohn des damaligen Großherzogs von Mecklenburg geboren.

Die wichtigsten Ressourcen sind immer und überall menschliche Kreativität, Gemeinschaftssinn und Tatkraft. Kaum etwas ist unmöglich für Menschen, die sich mit Herzblut für gemeinsame Interessen einsetzen.

König Willem-Alexander in Schwerin

Als das Essen serviert wurde, wurden die Vertreterinnen und Vertreter der Presse hinaus gebeten. Ist ja auch richtig. Ich genoss das sonnige Wetter am Burggarten und versuchte einige Kontakte zu knüpfen.

Pressetermin Königspaar
… und Zeit für die Schönheit des Schweriner Schlosses

Nach den Fototerminen auf der Treppe des Südportals vor der Orangerie und im Plenarsaal des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern war das Besuchsprogramm in Schwerin bereits vorüber.

Etwas bedauerlich finde ich, dass ich nicht beim Rundgang des Königspaares durch das Schloss entlang der Ahnengalerie anwesend sein konnte.

Respekt: der Zeitplan war gerade einmal um 15 Minuten verzögert.

Die Karawane zieht weiter, ich stehe im Stau

Nun stellte sich mir die nächste Hürde: Ich hatte eine Stunde und 15 Minuten Zeit, bevor es am Strand von Warnemünde im Institut für Ostseeforschung mit dem nächsten Termin weiter gehen würde.

Auf dem Weg zum Auto raste an mir die offizielle Karawane vorbei, Polizei mit Blaulicht vorweg. Ich hoffte, dass es nicht so tragisch würde, wenn ich nur etwas zu spät käme. Denn die Erfahrung dieses Tages hatte mich bereits gelehrt, dass auch viel Wartezeit und Leerlauf einen Pressetag mit Royals bestimmt.

Allerdings musste ich sehr bald feststellen, dass die Landeshauptstadt an diesem Tag so etwas wie einen Ausnahmezustand erlebte.  Der Stadtring war wohl im Feierabendverkehr rund 15 Minuten gesperrt gewesen und es staute sich mächtig gewaltig. Ich schaffte es in 45 Minuten nicht aus der Stadt heraus, gerade einmal halb um den Ring. Ich war also vermutlich etwa zwei Kilometer vom Ort des bisherigen Geschehens entfernt, als das Königspaar bereits in Warnemünde eintraf.

Kurzum: Ich fand es war ein feiner Tag bisher und verzichtete auf die zweite Station, auch wenn ich gerade das Thema Küstenschutz äußerst spannend finde. Auch wenn dort ein Projekt zum Plastikmüll vorgestellt werden soll. Auch wenn es noch die Chance auf ein Foto des Königspaares mit Ministerpräsidentin und ihrem Gatten im Landesstrandkorb von Mecklenburg-Vorpommern geben sollte. Schweren Herzens. Doch ach, ich kann ja nicht fliegen und habe keine Polizeieskorte.

Fazit: ein erhabenes Erlebnis

Und doch war es ein erhebendes Erlebnis. In zweiter Reihe durfte ich das Königspaar begleiten. Ich freue mich, dass ich auch als Medium abseits des Mainstreams die Möglichkeit hatte, an solch einem offiziellen Termin teilzunehmen. Spannend war es für mich, die, ich nenne sie mal großspurig Kolleginnen und Kollegen, der Presse zu beobachten.

Und zu meinen Fragen, die ich mir vorab so stellte: etwas weniger chic hätte gereicht. Denn es hatte niemand so recht einen Blick für die schreibende und medial berichtende Zunft. Zum Friseur hatte ich es aber noch geschafft. Und ich besorge mir mal so einen Profireporterrucksack für Technikkrams. Dann habe ich etwas Stauraum und eine freie Hand. Und falls ich ins Adelsressort wechsle, dann lege ich mir auch ein Selfie-Stick zu.

Vielen Dank für die glatte Organisation an die Pressestelle der Staatskanzlei Mecklenburg-Vorpommern und die gute Betreuung, denn auch die ein oder andere Frage zum weiteren Ablauf wurde geduldig beantwortet. Ich habe Schwerin an diesem Tag in besonderem Glanz erlebt.

Und irgendwann, ja irgendwann, da hoffe ich seiner Majestät König Willem-Alexander auch mal eine Frage stellen zu dürfen.

… den Tag gibt es auch als Folge des Polderblick-Podcast zu hören.