Kurzurlaub: Spätsommer auf Schouwen-Duiveland

Sind wir nun auf einer Insel oder nicht?
Unendliche Strände, Seehundbänke, weitläufige Dünenlandschaften, ein geringelter Leuchtturm, ein einsamer Kirchturm. Das ist kennzeichnend für Schouwen-Duiveland, ein Insel rund 40 Kilometer südwestlich von Rotterdam in der niederländischen Provinz Zeeland. Die Insel bietet einige idyllische Hafenorte, unterschiedliche Wassersportreviere und mit Renesse einen lebendigen Ort mit einem breiten Angebot an Freizeitaktivitäten.
Doch Moment: Insel? Sind wir hier wirklich auf einer Insel?
Denn Schouwen-Duiveland ist streng genommen keine Insel. Sie ist seit den 1970er Jahren über den Brouwersdam und den Grevelingendam mit der nördlich gelegenen Insel Goeree-Overflakkee und über diese mit dem Festland verbunden. Die südlich gelegene Insel Noord-Beveland ist über die Zeelandbrücke und das Oosterschelde-Sperrwerk erreichbar.

Trotz alledem: Schouwen-Duiveland ist eine Insel!
Dennoch sagen die Bewohner Insel, schon allein aus Tradition. Man ist „auf Schouwen-Duiveland“ und das Wasser ist nie wirklich weit weg. Also: Inselfeeling.
Mehrere Hauptstraßen, die über die Insel führen, bringen einiges an Verkehr mit sich. Dadurch wird das Inselgefühl etwas getrübt, das gebe ich zu. Denn es ist hier nicht so abgeschieden, wie beispielsweise auf den kleineren der Watteninseln. Auch die Größe der Insel, mit 488 km² sogar etwas größer als Texel, hat zur Folge, dass hier mehr los ist.
Doch wer die Stille liebt, für den finden sich ruhige Ecken. Es gibt nahezu verlassene Strandabschnitte, vor allem im Westen und jetzt in der Nachsaison. Dort findet sich auch die typische Nordseelandschaft, lange Strände, ein breiter Dünengürtel und die niedrigen Kiefernwälder. Allerdings ist der Strand um Renesse deutlich belebter.

Die Küste zu den Binnenmeeren und zur Oosterschelde ist durch Deiche gesichert. Das Hinterland dort ist größtenteils agrarisch genutzt. Zwischen Hauptdeich und Inlandsdeichen befinden sich aber auch große Feucht-und Vogelschutzgebiete.
Renesse
Einer der beliebtesten Orte bei Feriengästen ist im Nordwesten der Insel Renesse. Dort sind die größten Campingplätze und Bungalowparks der Insel zu finden. Auch bieten hier zahlreiche Hotels und Pensionen Zimmer für Feriengäste. Renesse hat einen wunderschöner Strand mit vielen Strandpavillons.

Im Ortskern findet sich ein reichhaltiges Angebot an Einkaufsmöglichkeiten vom Strand- und Sportbedarf bis zu maritimem Schnickschnack. Ebenso genügend Kneipen, Imbisse, Cafés und Restaurants. In der Hauptsaison sind abends die ‚terrasjes‘ besonders beliebt, die Außenplätze vor den Gaststätten. Auch bei frischeren Temperaturen ist es dort abends gut auszuhalten, die meisten Plätze draußen werden durch Heizstrahler erwärmt. Das ist auch gut, wenn der Nordseewind die Insel mal etwas kräftiger abkühlt.
Die Gastronomie bietet ein breites Spektrum an Auswahl und Preislagen. Vom Fisch- und Pizza-Imbiss über das Burger-Restaurant bis hin zum gediegenen Mehrgängemenü inklusive reichhaltiger Weinkarte. Auch an vegetarischer Auswahl wurde ich fast überall fündig.
In meinem Inseltagebuch Teil 1 schrieb ich über meine Begegnung mit dem Meer und den Abend in Renesse.

Hauptort Zierikzee
Besonders begeistert hat mich der Hauptort der Insel Zierikzee. Eine wundervoll charmante Innenstadt im typisch niederländischen Backsteinstil mit Giebelhäusern, Zugbrücken und verspielten Türmen. Ich glaube, ich habe mal irgendwo sehr von Enkhuizen geschwärmt. Ich finde Zierikzee kann mit der Hafenstadt am IJsselmeer hinsichtlich Architektur und maritimem Charme in jedem Fall mithalten.
Neben lebendigen Einkaufsstraßen rund um den Marktplatz ist vor allem ein Bummel zum Museumshafen und zum Stadthafen zu empfehlen, der hinter dem Zuidhavenpoort beginnt. Fischerboote, Jachten und auch Ausflugsschiffe sorgen für echte Hafenathmosphäre, viele Gaststätten laden ein, hier bei einem Snack oder einem Getränk noch einen Moment zu Verweilen.
Für einen Besuch in Zierikzee ist der Donnerstag besonders zu empfehlen, dann ist in der Stadt der große Wochenmarkt.

Burgh-Haamstede
Burgh-Haamstede ist ein Doppelort, der aus den nahe beieinander liegenden Orten Burgh und Haamstede entstand. In Burgh stand einst tatsächlich eine alte Burg, eine Festungsanlage zum Schutz gegen die Wikinger aus dem 9. Jahrhundert. An deren Platz ist heute ein leeres Rondell zu sehen ist. Der Verlauf des Burgwalls ist durch einen Erdwall mit einem Weidenzaun angedeutet.

Sehr gemütlich empfand ich einen Bummel rund um den Kirchplatz von Haamstede. Sehenswert ist auch das Schloss Haamstede mit einer großen Parkanlage. Das Schloss selbst ist privat genutzt und kann nicht besichtigt werden.
Im nahen Nieuw-Haamstede befindet sich der Leuchtturm der Insel, der zu meinem Bedauern während meines Besuches hinter einem Baugerüst versteckt war. Besonders ist das Muster des Turmes, er ist rot-weiß geringelt, mit schneckenförmig aufwärts laufenden Streifen.
Nieuw-Haamstede und Westenschouwen sind Ausgangsorte für den westlichen und nordwestlichen Strand der Insel.
Brouwershaven
Den kleineren doch sehr sehenswerten Ort Brouwershaven liegt im Norden der Insel am Grevelingenmeer. Der Yachthafen verläuft als Stichhafen bis an den zentraler Platz des Ortes. Dort befinden sich auch einige historische Häuser mit Geschäften und vor allem einer Kunstgalerie, die Werke regionaler Künstler anbietet, dem Kunstcadeauwinkel.

Auf dem Weg nach Brouwershaven lohnt sich auch ein Stop in Zonnemaire. Ein kleinerer Ort, durch den ich lediglich hindurch gefahren bin. Später habe ich es bereut, hier keinen Halt gemacht zu haben, denn er sah sehr hübsch aus.
Bruinisse
Bruinisse ist ein kleiner Ort im Osten der Insel. Hier liegen einige Boote der Fischereiflotte im Hafen. Zu empfehlen für ein Fischbrötchen oder den Kibbeling mit Hafenatmosphäre.
Ein versunkenes Dorf und sein Kirchturm: Koudekerke
Am Deich zur Oosterschelde, wenige Kilometer südlich von Burgh-Haamstede, ist ein Überbleibsel des versunkenen Ortes Koudekerke zu bestaunen. Ein einsamer Kirchturm, der Plompe Toren. Mit mehreren Dörfern wurde Koudekerke im Mittelalter nach Sturmfluten aufgegeben, der Turm ist die letzte Erinnerung an diese Dörfer.

Heute ist er das Besucherzentrum für das Naturschutzgebiet. Er bietet eine grandiose Aussicht über den westlichen Teil der Insel und die Oosterschelde. Im Innern des Turms wird die Vogelwelt von Schouwen-Duiveland erklärt.
Die Sturmflut von 1953 und der Deltaplan
Überall auf der Insel ist die tragische Geschichte der Sturmnacht des 1. Februar 1953 gegenwärtig. Denn die heutige Gestalt der Inselgruppe im Scheldedelta wurde durch den Deltaplan geschaffen, der die technische Antwort auf die Herausforderungen der Naturkräfte und Überflutungen der vergangenen Jahrhunderte darstellt. In vielen Orten sind Denkmäler, Wasserpegelanzeigen und Gedenktafeln zu finden, die auf die Sturmnacht und die über 1800 Todesopfer hinweisen.

Zwei große Ausstellungen sind der Sturmflut und dem Deltaplan gewidmet, das Watersnoodmuseum und der Deltapark Neeltje Jans. Beide gehen unterschiedlich an die Thematik heran, doch sind beide gleichermaßen sehenswert und bieten einen Zugang zu dieser nationalen Katastrophe. Ich habe nach dem Besuch beider Museen den Eindruck bekommen, die niederländische Seele, ihr Verhältnis zum Wasser, ein Stück weit besser zu verstehen.
Der dritte Teil meines Inseltagebuches erzählt von den Besuchen der beiden Museen.

Fazit: die ideale Insel für den Familienurlaub
Mit seiner Vielfalt an Attraktionen ist Schouwen-Duiveland der ideale Ort für einen Familienurlaub. Reichlich Strand und Landschaft bietet Platz zum Spazierengehen, Naturgenuss und für die ausgiebige Fahrradtour. Daneben gibt es ein großes Angebot an Freizeit- und Wassersportmöglichkeiten, wie Tauchen, Kitesurfen, Reiten am Strand, Quadfahren. Für Kinder, Jugendliche und Erwachsene steht gleichermaßen viel zur Auswahl für einen abwechslungsreichen Urlaub. Egal ob nur für ein Wochenende oder einen längeren Ferienaufenthalt.
Praktische Tipps
Ankommen
Schouwen-Duiveland ist mit dem Auto in gut zwei Stunden ab der deutschen Grenze, Venlo bzw. Emmerich, mit dem PKW erreichbar. Die Strecke bis zur Nachbarinsel Goeree-Overflakkee verläuft über die Autobahn. Die letzten 50 Kilometer der Strecke ist die Nationalstraße N59 zu benutzen. Dort gilt als Höchstgeschwindigkeit 80 km/h.
Vor allem für Reisende aus dem Rheinland ist es daher ein nahegelegener Urlaubsort an der Nordsee. Durch die Anbindung über den Grevelingendam entfällt die Fahrt mit der Fähre.
Übernachten
Die Tourismusinformation VVV Zeeland bietet eine gute Übersicht über die Übernachtungsmöglichkeiten auf Schouwen-Duiveland.
Für Hotels sind auch die klassischen Hotelportale ein guter Überblick über freie Zimmer in der gewünschten Reisezeit.
Pensionen und Bed & Breakfast-Angeboten sind gut über das Portal bedandbreakfast.nl zu finden.
Auf der Insel – von mir getestet und empfohlen
Speisen
- Pannekoekenmole de Graanhalm, Burgh-Haamstede
- Pannekoekenmole de Lelie, Scharendijke
- Pensioen, Restaurant, Café De Zeerust, Renesse
- Strandpavillon De Haven van Renesse
- Strandpavilon Zuid-Zuid-West, Renesse
- Het Wapen van Zeeland, Renesse
- Café de Gekroonde Suikerbiet, Zierikzee
Übernachten
Radeln
Ausflüge und Unternehmungen
- Watersnoodmuseum, Ouwerkerk
- Deltapark, Neeltje Jans, Scheldekering
- De Plompe Toren, Koudekerke (Burgh-Haamstede)

Vegetarisches Essen
Beinahe überall gibt es auch Angebote an vegetarischem Essen. Die beste Auswahl fand ich hier:
Noch mehr Schouwen-Duiveland
Danke
Vielen Dank an den VVV in Renesse, das Watersnoodmuseum und das Museum Deltapark Neeltje Jans für die Unterstützung zu diesem Blogartikel. Auf Vermittlung des VVV konnte ich beide Museen kostenlos besuchen und in diesem Blogbeitrag, so wie in meinem Inseltagebuch darüber berichten.
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